Z Gastroenterol 2021; 59(08): e249
DOI: 10.1055/s-0041-1733723
NET und endokrine Chirurgie
Montag, 13. September 2021, 15:00-16:20 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 1
Gastroenterologische Onkologie

Machbarkeit einer zielgerichteten mutationsbasierten Therapie in neuroendokrinen Neoplasien: eine in vitro Studie an neuen NEN Tumormodellen

F Viol
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
,
B Sipos
2   Universitätsklinikum Tübingen, VIII. Medizinische Klinik, Tübingen, Deutschland
,
M Fahl
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
,
T Amin
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
,
J Izbicki
3   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Hamburg, Deutschland
,
S Wolter
3   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Hamburg, Deutschland
,
S Huber
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
,
J Schrader
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
3   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Hamburg, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Neuroendokrine Neoplasien (NEN) umfassen eine heterogene Gruppe von gut differenzierten neuroendokrinen Tumoren (NET) und schlecht differenzierten neuroendokrinen Karzinomen (NEC). Obwohl bereits für viele Tumorentitäten zielgerichtete Therapien verfügbar sind, ist eine personalisierte molekular zielgerichtete Therapie für NEN bisher nicht etabliert. Insbesondere das Fehlen von präklinischen Tumormodellen stellt eine große Herausforderung bezüglich der Validierung einer mutationsbasierten zielgerichteten Therapie in NEN dar.

    Ziele Anhand vier neu etablierter NET und zwei neu etablierten NEC Zelllinien wurde die Möglichkeit einer zielgerichteten mutationsbasierten Therapie in neuroendokrinen Neoplasien untersucht.

    Methoden Die neu etablierten NET Zelllinien NT-3, NT-18P, NT18-LM, NT36 und die NEC Zelllinien NT-32 und NT-38 wurden mittels Exom-Mutationsanalyse untersucht und potenziell therapeutisch nutzbare Mutationen identifiziert.

    Ergebnis Die Exom-Mutationsanalyse identifizierte die NET-assoziierten Mutationen DAXX, MEN1 in den Zelllinien NT-18P, NT-18LM und NT-36. Eine BRAF und RAF1 Mutation wurde in den NEC-Zelllinien NT-32 bzw. NT-38 detektiert. Darüber hinaus konnte in den NT-38 Zellen eine ARID1A Mutation nachgewiesen werden. Die beiden NEC Zelllinien waren sensibel für eine Therapie mit dem MEK-Inhibitor Trametinib (NT-32: IC50 76.2 nM, NT-38: 16.6 nM). Die ARID1A Mutation sensibilisierte die NT-38 Zellen für eine Therapie mit dem Aurorakinase-Inhibitor Alisertib (IC50: 50.1 nM). Die ARID1A wt Zelllinie NT-32 zeigte kein Ansprechen auf Alisertib (IC50: 9.6 µM). Die DAXX Mutation in den Zelllinien NT-18P, und NT-18LM führte zu einem besseren Ansprechen auf den ATR-Inhibitor Berzosertib (IC50: 338.9 nM) im direkten Vergleich zu der DAXX wt Zelllinie NT-3 (IC50: 1.2 µM). Durch einen DAXX siRNA knockdown konnte in den NT-3 Zellen ein vermehrtes Ansprechen auf die Berzosertib-Behandlung induziert werden.

    Schlussfolgerung Die vorliegende Studie präsentiert vier neue NET und zwei neue NEC Zelllinien, die eine wertvolle Ressource für zukünftige NEN Forschungen darstellt. Zusätzlich konnten wir Mutationen in DAXX und ARID1A identifizieren, die als potenzielle therapeutische Zielstrukturen für NET bzw. NEC dienen könnten.


    #

    Publication History

    Article published online:
    07 September 2021

    © 2021. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany