Z Gastroenterol 2021; 59(08): e259
DOI: 10.1055/s-0041-1733747
Motilität: Von Prävalenz bis zur Therapie
Mittwoch, 15. September 2021, 15:10-16:30 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 2
Neurogastroenterologie und Motilit

Masterplan Neurogastro? - eine Onlinebefragung zur Repräsentation funktioneller Magen-Darmerkrankungen in der universitären Lehre

R Patejdl
1   Universitätsmedizin Rostock, Institut für Physiologie, Rostock, Deutschland
,
E Demir
2   Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Chirurgie, München, Deutschland
,
T Frieling
3   HELIOS Klinikum Krefeld, Medizinische Klinik II, Krefeld, Deutschland
,
L Günther
4   TU Dresden, Arbeitsbereich Medizinische Biologie, Dresden, Deutschland
,
J Keller
5   Israelitisches Krankenhaus Hamburg, Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland
,
M Goebel-Stengel
6   Helios Klinikum Rottweil, Innere Medizin, Rottweil, Deutschland
,
B Niesler
7   Universitätsklinikum Heidelberg, Insitut für Humangenetik, Heidelberg, Deutschland
,
A Stengel
8   Universitätsklinikum Tübingen, Psychosomatische Medizin und Psychoterapie, Tübingen, Deutschland
,
PH Neckel
9   Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Klinische Anatomie und Zellanalytik, Tübingen, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Etwa 10-20 % der Bevölkerung und etwa die Hälfte der gastroenterologisch betreuten PatientInnen leiden an Erkrankungen der Darm-Hirn-Achse wie dem Reizdarmsyndrom (RDS) oder der funktionellen Dyspepsie. Es handelt sich demnach um ausgesprochen häufige, auch volkswirtschaftlich und gesundheitspolitisch hochrelevante Erkrankungen. Viele ÄrztInnen sind aber bezüglich Diagnosestellung und Behandlung unsicher, und eine aktuelle Studie der Barmer GEK weist auf ein entsprechendes Versorgungsdefizit beim RDS hin.

    Ziele Diese Untersuchung soll klären, ob die Erkrankungsgruppe entsprechend ihrer Relevanz in der Krankenversorgung aus Sicht der Studierenden angemessen in den Curricula der medizinischen Fakultäten in Deutschland verankert ist.

    Methodik Die Studie wurde als Kohorten-Querschnittstudie geplant. Die Erhebung unter Studierenden des 5. Studienjahres und des Praktischen Jahres erfolgte an den Standorten Dresden, Heidelberg, Mannheim, München, Rostock und Tübingen über einen Online-Fragebogen.

    Ergebnis In einer Zwischenauswertung gaben 61 % der Teilnehmenden an, dass neurogastroenterologische Erkrankungen einschließlich funktioneller GI-Erkrankungen während ihres Studiums nie thematisiert wurden. Gleichzeitig stimmten nur 21 % der Aussage zu, neurogastroenterologische Erkrankungen seien kaum relevant für ihre spätere ärztliche Tätigkeit, 54 % widersprachen dieser Aussage stark. Die eigene Kompetenz in den Bereichen Grundlagen, Diagnostik und Therapie neurogastroenterologischer Erkrankungen wurde subjektiv durchgängig deutlich geringer eingeschätzt als für andere chronische Erkrankungen vergleichbarer Prävalenz. Besonders groß war die Unsicherheit der TeilnehmerInnen in Bezug auf das RDS.

    Schlussfolgerung Die vorliegenden Daten weisen auf eine Unterrepräsentation neurogastroenterologischer Erkrankungen in der universitären Lehre hin. Die Berücksichtigung dieser Befunde bietet die Möglichkeit, im Sinne des Masterplans 2020 und des neuen NKLM eine stärkere Orientierung des Medizinstudiums an häufigen Erkrankungen zu etablieren und neue Lehrformate für interdisziplinäre Fachgebiete zu entwickeln. Es ist naheliegend, dass die unzureichende Lehrplanrepräsentation das bestehende Versorgungsdefizit für neurogastroenterologische Erkrankungen mitbedingt.


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    Publication History

    Article published online:
    07 September 2021

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