Z Gastroenterol 2021; 59(08): e263
DOI: 10.1055/s-0041-1733757
Ernährungsmedizinische und pharmakologische Intervention in der gastroenterologischen Pharmakologie
Montag, 13. September 2021, 15:10-16:30 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 2
Klinische Praxis und Versorgungsforschung

Vergleich der ESPEN- und GLIM-Algorithmen zur Mangelernährungsdiagnostik bei Leberzirrhose, chronischer Pankreatitis und Kurzdarmsyndrom

L Sautter
1   Universitätsmedizin Rostock, Zentrum für Innere Medizin, Abteilung für Gastroenterologie und Forschungslabor Gastroenterologie, Rostock, Deutschland
,
K Bannert
1   Universitätsmedizin Rostock, Zentrum für Innere Medizin, Abteilung für Gastroenterologie und Forschungslabor Gastroenterologie, Rostock, Deutschland
,
M Wiese
2   Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin A, Greifswald, Deutschland
,
C Karbe
1   Universitätsmedizin Rostock, Zentrum für Innere Medizin, Abteilung für Gastroenterologie und Forschungslabor Gastroenterologie, Rostock, Deutschland
,
F Meyer
3   Hochschule Neubrandenburg, Institut für evidenzbasierte Diätetik (NIED), Neubrandenburg, Deutschland
,
L Valentini
3   Hochschule Neubrandenburg, Institut für evidenzbasierte Diätetik (NIED), Neubrandenburg, Deutschland
,
A Aghdassi
2   Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin A, Greifswald, Deutschland
,
G Lamprecht
1   Universitätsmedizin Rostock, Zentrum für Innere Medizin, Abteilung für Gastroenterologie und Forschungslabor Gastroenterologie, Rostock, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Rationale Der ESPEN- und GLIM-Algorithmus sind Verfahren für die Diagnostik einer Mangelernährung (ME). Leberzirrhose (LZ), chron. Pankreatitis (CP) und Kurzdarmsyndrom (KDS) gehen häufig mit ME einher. Ziel war es, beide Algorithmen bezüglich der Diagnosekriterien zu vergleichen und dadurch krankheitsspezifische Unterschiede der ME zu identifizieren.

    Methodik In einer Querschnittstudie (ESF/14-BM-A55-007/18) wurden an den Universitätsmedizinen Rostock und Greifswald von 10/2018-01/2021 Patienten mit LZ (n = 64), KDS (n = 27), CP (n = 54) und Kontrollpatienten (n = 42) rekrutiert. Ungewollter Gewichtsverlust (GWV), Nahrungsaufnahme, BMI, Fettfreie-Masse-Index (FFMI) und CRP wurden erfasst. ME wurde anhand des ESPEN-, GLIM- und GLIMCRP+-(GLIM + CRP > 5mg/l) Algorithmus diagnostiziert. Die relative Häufigkeit der einzelnen Kriterien wurde im Gesamtkollektiv erhoben und deren Spezifität (Spe) und positiver prädiktiver Wert (ppW) berechnet. Die Häufigkeit der einzelnen ME-Kriterien im Gesamtkollektiv wurde in einem Hierarchiecluster geordnet.

    Ergebnis Im Gesamtkollektiv (n = 187; ♀ n = 75; 55,5±14,5 Jahre) wurde ME durch GLIM (51 %) und GLIMCRP+(45 %) häufiger diagnostiziert als durch ESPEN (17 %). Die phänotypischen ME-Kriterien red. FFMI (27 %) und GWV (41 %) traten im Gesamtkollektiv statistisch signifikant häufiger auf als BM I< 18,5kg/m2 (6 %) und niedriger BMI (14 %). Die ätiologischen ME-Kriterien red. Nahrungsaufnahme/Malassimilation (57 %) und chron. Erkrankung/Entzündung (85 %) traten hingegen häufiger auf. Bei Integration von CRP > 5mg/l im Kriterium chron. Erkrankung/Entzündung sank die Häufigkeit (50 %). Im ESPEN-Algorithmus zeigten die Kriterien BMI< 18,5kg/m2 und niedriger BMI hohe Spe und ppW (>0,8). Im Gegensatz zu den ätiologischen Kriterien wiesen alle phänotypischen Kriterien hohe Spe und ppW (>0,8) nach GLIM und GLIMCRP+ auf. Das Hierarchiecluster zeigte, dass die ME-Kriterien bei LZ, CP und KDS in unterschiedlichen Mustern auftreten.

    Konklusion ME wird bei Patienten mit LZ, CP oder KDS häufiger durch den GLIM- als den ESPEN-Algorithmus diagnostiziert. Im GLIM-Algorithmus haben alle phänotypischen Kriterien gute Spe und ppW. Die ME-Kriterien treten bei LZ, CP und KDS in charakteristischen Kaskaden auf. Dies kann auf unterschiedliche Mechanismen der ME hindeuten.


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    Publication History

    Article published online:
    07 September 2021

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