Pneumologie 2016; 70(03): 144
DOI: 10.1055/s-0042-102735
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Streptococcus pneumoniae – Effektivere Forschung durch neues Impfmodell

Contributor(s):
Horst Gross
Collins AM et al.
Am J Respir Crit Care Med 2015;
192: 853-858
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Publication History

Publication Date:
15 March 2016 (online)

 

In einer Pilotstudie zeigt sich, dass die Wirksamkeit neuer Pneumokokken-Impfstoffe auch in einem humanen Kolonisationsmodell geprüft werden kann. Hierdurch wird die Evaluation neu entwickelter Impfstoffe erheblich vereinfacht, wie A. M. Collins und Kollegen in ihrer Studie belegen.
Am J Respir Crit Care Med 2015;192: 853–858

Die Pneumokokken-Pneumonie ist die häufigste vermeidbare Ursache von Todesfällen im Kindesalter. Auch beim Erwachsenen hat diese Infektion erhebliches Bedrohungspotenzial. Nach neuen, effektiveren Impfstoffen wird gesucht. Deren Entwicklung ist allerdings aufgrund des hohen methodischen Aufwands sehr zeit-intensiv. In diesem Kontext wäre ein klinisches Modell ideal, das schnell und sicher Auskunft über die mögliche Effektivität neuer Impfstoffe gibt. Ein solches Prüfmodell steht nun zur Verfügung.

Die Forschergruppe um A. M. Collins hat bereits die Methodik einer sicheren und reproduzierbaren Pneumokokken-Kolonisation vorgestellt (Experimental Human Pneumococcal Colonization, EHPC). Die dabei auf der Nasenschleimhaut induzierte, standardisierte Infektion mit nichtvirulenten Pneumokokken (Penicillin-sensitive 6B Serotype Pneumococcus: BHN 418, Sequence Type 138) könnte geeignet sein, die Effektivität neu entwickelter Impfstoffe zu prüfen.

Kolonisationstest aussagekräftig

Bei 100 jungen und klinisch gesunden Probanden testeten die Autoren die Aussagekraft dieser Kolonisations-Methode. Nach Anlage der lokalen Infektion wurde randomisiert: Die eine Hälfte erhielt einem Standardimpfstoff gegen Pneumokokken. Die andere diente als Kontrollgruppe und wurde stattdessen gegen Hepatitis A geimpft. In der Nachbeobachtungsphase von 21 Tagen prüften die Autoren quantitativ und qualitativ die Reaktion der experimentellen Kolonie auf die Impfungen.

Der Kolonisationstest erwies sich als aussagekräftig: In der Pneumokokken-Impfgruppe war nur bei 10 % der Probanden eine Kolonie nachweisbar. In der Kontrollgruppe dagegen konnte bei 48 % eine Testkolonie nachgewiesen werden. Es fiel auf, dass in der gegen Pneumokokken geimpften Gruppe nicht nur die Anzahl der Kolonien, sondern auch deren Dichte erheblich reduziert war. Hier geben die Autoren den entsprechenden Parameter für die gemessene Kolonisationsdichte mit 259 (AUC für Dichte pro Tag) an. In der Vergleichsgruppe (Hepatitis-A-Impfung) dagegen lag die Dichte der Kolonisation fast 50fach höher (11 183 AUC).

Das Kolonisations-Risiko konnte durch die Impfung um den Faktor 0,22 (Relatives Risiko) vermindert werden. Somit sei nach Meinung der Autoren der Nachweis erbracht, dass sich diese experimentelle Methode prinzipiell eignet, den Impferfolg einer Pneumokokken-Vakzination indirekt zu belegen und somit hilft, neue Impfstoffkonzepte schneller zu prüfen. Dabei erlaubt der Test auch den Vergleich mit der gegenwärtigen Standardvakzine (13-valent Pneumococcal Conjugate Vaccine; PCV).

Fazit

Neu konzipierte, klinische Kolonisationsmodell ermögliche es, die Impfantwort auf experimentelle Pneumokokken-Impfstoffe schnell und sicher abschätzen zu können. Damit steht nach Meinung der Autoren ein epidemiologisches Tool zur Verfügung, das die Entwicklung optimierter Impfstoffe erheblich beschleunigt.


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