Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(13): 924
DOI: 10.1055/s-0042-108016
Aktuell publiziert
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Hochfrequenzventilation – keine Alternative bei ARDS

Peter Pommer
Sud et al.
High-frequency oscillatory ….

Cochrane Database Syst Rev 2016;
4: CD004085
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Publication History

Publication Date:
30 June 2016 (online)

 

    Einleitung | Beim akuten progressiven Lungenversagen, meist als ARDS abgekürzt (Acute Respiratory Distress Syndrome), liegt die Mortalität trotz aller medizinischer Fortschritte immer noch um 40 %. Eine Verbesserung der Behandlungsstrategie zählt daher zu den Schwerpunkten der respiratorischen Forschung. Ein aktualisiertes Cochrane-Review geht der Frage nach, ob die Hochfrequenzventilation eine bessere Alternative zu herkömmlichem Vorgehen mit protektiven Beatmungsmustern darstellt.

    Studien | In das Review wurden 10 randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 1850 Patienten mit mittelschwerem bis schwerem ARDS eingeschlossen. Nur 3 der Studien wiesen ein niedriges Risiko für Bias auf, für 5 Studien war dies unklar. Insgesamt werteten die Autoren die Evidenzqualität als sehr niedrig – auf Grund von mangelnder Präzision, Inkonsistenz der Daten, Indirektheit der Ergebnisse und methodischer Limitationen.

    Ergebnisse | Im Vergleich zu schonender herkömmlicher Beatmung führte die Hochfrequenzventilation nicht zu einer verminderten Krankenhaus- oder 30-Tages-Mortalität. Das relative Risiko lag bei 0,92 (95 %-Konfidenzintervall 0,72–1,16, p = 0,46, I2 = 66 %; n = 1779, davon 807 Todesfälle). Eine große multizentische Studie wurde wegen Übersterblichkeit im Hochfrequenzventilations-Arm vorzeitig beendet. Die Hochfrequenzventilation kam danach nur noch als Rettungstherapie in Frage. Die Autoren konstatieren im Vergleich der Studien eine erhebliche Heterogenität für klinische Endpunkte einschließlich Mortalität (I2 = 0–66 %).

    Eine Hochfrequenzventilation reduziert die Krankenhaus- oder 30-Tages-Mortalität bei ARDS nicht. Daher sollte sie bei Patienten, die wegen ARDS einer maschinellen Beatmung bedürfen, nicht die erste Behandlungsoption sein.


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