Pneumologie 2016; 70(06): 367
DOI: 10.1055/s-0042-108295
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lungenemphysem – Nutzen implantierter Coils

Contributor(s):
Horst Gross

JAMA 2016;
315(2): 175-184
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Publication History

Publication Date:
28 June 2016 (online)

 

    Die endoskopische Platzierung von Spiralen (Coils) beim fortgeschrittenen Lungenemphysem verbessert die klinische Situation. Gleichzeitig induziert diese Maßnahme hohe Effektivitätskosten (Quality Adjusted Life Years, QALY), wie eine erste Studie zu diesem Thema von G. Deslée et al. zeigt.
    JAMA 2016; 315: 175–184

    Beim fortgeschrittenen Lungenemphysem gelten implantierte Coils als therapeutische Ultima Ratio. Prospektive Analysen auf höherer Evidenzstufe zur Evaluation dieses Konzepts standen bislang noch aus. Die Studienautoren setzten das Verfahren randomisiert bei 50 Emphysempatienten ein. Weitere 50 Patienten wurden konservativ stabilisiert. Als primäres Ziel definierten die Wissenschaftler die Distanzverlängerung beim 6-Minuten-Gehtest, gemessen 6 Monate nach der Intervention. Eine durchschnittliche Zunahme von 54 m interpretierten sie als statistisch signifikant.

    Im Weiteren interessierten die Lungenfunktion, die Lebensqualität (St. George’s Respiratory Questionnaire, SGRQ), die Mortalitätsprognose, aber auch die Rate möglicher Komplikationen. Die Nachbeobachtungsphase betrug 1 Jahr. Ergänzend führten die Forscher eine auf dem QALYAnsatz basierende Kostenanalyse durch.

    Ein Großteil der Studienteilnehmer war männlich (71 %). Das Durchschnittsalter lag bei 62 Jahren. Ein statistisch signifikanter Gehstreckeneff ekt zeigte sich bei 36 % in der Coil-, aber nur bei 18 % in der konventionellen Gruppe. Die Lebensqualität verbesserte sich nur mäßig (10,6 Score-Punkte). Der FEV1-Vorteil lag nach 6 Monaten bei 0,09 Liter und nach 1 Jahr bei 0,08 L – ein Resultat, dass die Forscher als nicht aussagekräftig werteten. Unter der Therapie kam es bei 48 % zu einer milden selbstlimitierenden Hämoptyse. In der Behandlungsgruppe trat 1 Pneumothorax auf. In der Coil- verstarben im Beobachtungszeitraum 4, in der Kontrollgruppe 3 Patienten. Auffallend waren die sehr hohen effektiven Kosten: Die Autoren errechneten einen inkrementellen Aufwand von 782 598 $ für ein zusätzlich gewonnenes Lebensjahr in guter Lebensqualität (QALY) durch die Coil-Methode. Als Vergleich diente der bisherige Therapiestandard.

    Fazit

    Das Einbringen von Coils beim fortgeschrittenen Lungenemphysem verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit und damit die Lebensqualität. Diesem therapeutischen Effekt stehen nach Angaben der Autoren die exorbitant hohen Kosten der Therapie gegenüber.


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