Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(13): 924
DOI: 10.1055/s-0042-109442
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Überaktive Blase: Elektrostimulation wirksamer als Medikamente

Susanne Meinrenken
Stewart et al.
Electrical stimulation with ….

Cochrane Database Syst Rev 2016;
4: CD0010098
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Publication Date:
30 June 2016 (online)

 

    Einleitung | Mehr als 10 % der Bevölkerung leiden an einer überaktiven Blase (overactive bladder, OAB), bei älteren Menschen sind es rund 40 %. Therapeutisch kommen neben Beckenbodentraining v. a. Pharmaka zum Einsatz. Bleibt der Erfolg aus, ist die Elektrostimulation (ES) der Nerven von Blase und Beckenboden eine Alternative. Diese erfolgt u. a. mittels analer oder vaginaler Sonde oder durch eine perkutane Stimulation des Nervus tibialis. Stewart et al. untersuchten die Wirksamkeit der ES mit nichtimplantierten Elektroden im Vergleich zu Placebo oder verschiedenen anderen Therapieformen bei Patienten mit OAB.

    Studien | Es wurden 51 (quasi) randomisierte Studien eingeschlossen. Damit lagen Ergebnisse von 3443 Erwachsenen mit OAB mit / ohne Dranginkontinenz vor.

    Ergebnisse | Im Vergleich zu Placebo, keiner aktiven Therapie oder Scheinbehandlung schien die ES die OAB-Symptomatik eher zu lindern (relatives Risiko [RR] für „keine Verbesserung“ 0,54 [95 %-Konfidenzintervall 0,47–0,63], moderate Qualität der Evidenz). Im Vergleich mit Pharmaka bewirkte die ES ebenfalls mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Linderung (RR für „keine Verbesserung“ 0,66 [0,48–0,9], moderate Qualität der Evidenz). Ob der Nutzen der ES nach dem Ende der aktiven Therapie noch anhielt, ließ sich nicht ermitteln.

    Es gab keine Evidenz für eine Überlegenheit der ES beim Vergleich mit Beckenbodentraining mit / ohne Biofeedback (sehr niedrige Qualität der Evidenz); dies galt ebenfalls für den Vergleich verschiedener Therapien mit und ohne zusätzlicher ES. Das Risiko für unerwünschte Wirkungen war bei Einnahme von Oxybutinin und Tolterodin vs. ES erhöht; im Vergleich zu anderen Pharmaka lagen diesbezüglich keine ausreichenden Daten vor.

    Bei einer überaktiven Blase scheint die Elektrostimulation wirksamer zu sein als Medikamente; im Vergleich zu Beckenbodentraining und Biofeedback zeigten sich keine Unterschiede. Laut den Autoren fehlen hochwertige Studien, um u. a. die verschiedenen Formen der ES direkt zu vergleichen sowie Symptomatik, Lebensqualität und unerwünschte Wirkungen besser untersuchen zu können.


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