Pneumologie 2016; 70(07): 431
DOI: 10.1055/s-0042-110833
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Epidemiologie – Atemwegserkrankungen nehmen weiter zu

Contributor(s):
Friederike Klein
Maio S et al.
Respir Med 2016;
110: 58-65
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 July 2016 (online)

 

Einige populationsbasierte Studien weisen auf eine weiterhin zunehmende Häufigkeit von Asthma und allergischer Rhinitis hin, während Ergebnisse zum Prävalenztrend der chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD) über die letzten Jahrzehnte hinweg unterschiedlich ausfallen. Italienische Daten von S. Maio et al. stützen die ernüchternde Erkenntnis, dass alle dieses Atemwegserkrankungen auf dem Vormarsch sind.
Respir Med 2016; 110: 58–65

Ausgewertet wurden die Daten von 3 populationsbasierten Querschnittstudien in Pisa/Italien, an denen in den Jahren 1985–1988 rund 3865 Personen, in den Jahren 1991–1993 rund 2841 Personen und in den Jahren 2009–2011 rund 1620 Personen teilgenommen hatten. Von 2276 Probanden (47 %) standen die Daten aus mindestens einer Erhebung für die aktuelle Auswertung zur Verfügung, für 1723 (35,5 %) lagen Angaben aus mindestens 2 Erhebungen vor und für 849 (17,5 %) aus allen 3 Querschnittsstudien. Basis der Erhebungen war ein standardisierter Fragebogen zum Gesundheitsstatus und Risikofaktoren. Eine Subgruppe wurde jeweils auch einer Spirometrie unterzogen.

Ein einheitlicher Trend

Alle erhobenen Atemwegssymptome und -erkrankungen zeigten im Zeitverlauf einen deutlichen Aufwärtstrend. Besonders ausgeprägt war die Prävalenzzunahme bei kürzlich stattgehabten Asthmaanfällen, die zwischen der ersten und letzten Erhebung in ihrer Häufigkeit von 3,4 auf 7,2 % anstiegen, bei allergischer Rhinitis (AR), deren Prävalenz im selben Zeitraum von 16,2 auf 37,4 % anstieg, bei einer häufigen Verschleimung (Anstieg von 8,7 auf 19,5 %) und bei COPD (Anstieg von 2,1 auf 6,8 %). Auch die Prävalenz eines häufigen Hustens stieg deutlich an. Die Atemwegsobstruktion wurde nur in der 2. und 3. Querschnittserhebung erfasst. Auch hier zeigte sich ein deutlicher Anstieg der Prävalenz von 10,8 auf 21,1 %.

Die multivariate Analyse der Einflussfaktoren bestätigte den Anstieg der Prävalenzraten von Atemwegssymptomen und -erkrankungen in Abhängigkeit von der Zeit. Außerdem spielte die Arbeitsplatzexposition für Asthma, Asthmaanfälle und AR eine Rolle. Der Anstieg der Häufigkeit von Asthmaattacken zeigte zudem eine Assoziation zu ausgeprägtem Rauchen (≥ 24 Packungsjahre).

COPD-Symptome oder eine Diagnose waren assoziiert mit höherem Lebensalter, männlichem Geschlecht, Arbeitsplatzexposition und Rauchen, ein häufiger Husten mit einem niedrigen Bildungsgrad und eine Atemwegsobstruktion mit höherem Alter und Rauchen. Zudem belegten die Autoren eine Assoziation von AR sowie COPD mit einem Leben im städtischen Bereich.

Fazit

Die bereits für einige europäische Länder und die USA beschriebenen Trends einer Zunahme von Asthma und AR wurden in Zentralitalien für den Zeitraum von 1985 bis 2011 bestätigt. Zudem zeigte die COPD-Prävalenz einen ähnlich deutlichen Anstieg über diesen Zeitraum. Die Prävalenzen aller genannten Erkrankungen zeigten mehr als eine Verdoppelung über 25 Jahre hinweg, so die Autoren.


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