Die Wirbelsäule 2018; 02(01): 85
DOI: 10.1055/s-0043-125132
1. Vortragspreis
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Therapie der hochgradigen thorakalen Skoliose mit dem temporären Magnetstabverfahren – Analyse der ersten Behandlungen und 6-Jahreserfahrungen

H Koller
1   Schön Klinik Nürnberg Fürth, Zentrum für Wirbelsäulen- und Skoliosetherapie, Fürth, Deutschland
,
M Mayer
1   Schön Klinik Nürnberg Fürth, Zentrum für Wirbelsäulen- und Skoliosetherapie, Fürth, Deutschland
,
A Hempfing
2   Werner-Wicker-Klinik, Wirbelsäulenzentrum, Bad Wildungen, Deutschland
,
O Meier
2   Werner-Wicker-Klinik, Wirbelsäulenzentrum, Bad Wildungen, Deutschland
,
B Wiedenhöfer
3   Universität Heidelberg, Dpt f. Wirbelsäulenchirurgie, Heidelberg, Deutschland
4   Schön Klinik Lorsch, Lorsch, Deutschland
,
J Koller
1   Schön Klinik Nürnberg Fürth, Zentrum für Wirbelsäulen- und Skoliosetherapie, Fürth, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. Februar 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    Die Korrektur hochgradiger thorakaler Skoliosen stellt einer Herausforderung dar. Zu den etablierten Techniken gehören

    1. ventrales Release mit dorsaler Korrektur

    2. rein dorsale Korrektur mit Ponte-Osteotomien (PO),

    3. Halo-Behandlung n. dorsalem Release vor dorsaler Korrektur,

    4. 3-Säulenosteotomie (3SO)

    5. periapikales 360 °-Release im Rahmen d. dorsalen Korrektur.

    Die Techniken sind z.T. limitiert bzgl. ihres Einflusses auf Lungenfunktion, operat. Risiken (z.B. 3 SO), max. mögliche Korrektur u. Wiederherstellung eines balancierten Rumpf-Beinlängen Verhältnisses. Die 2-zeitige Korrektur schwerer thorakaler Krümmungen (TK) mit dem temporären Magnetstabverfahren stellt eine neue Alternative dar. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war eine Analyse der klin. u. radiol. Ergebnisse mit diesem Verfahren.

    Methoden:

    Prospektive Datenerfassung. Bei 10 Pat. mit schwerer TK (TK≥90 °, TK-Flexibilität≤30%) wurde ein 2-zeitiges Vorgehen gewählt mit

    1. dorsalem Release, Instrumentierung, erweiterten PO, temporärer Implantation eines Magnetstabs (MST) u. Teilkorrektur durch Distraktion;

    2. definitiver dorsaler Korrektur mit Langkopfschrauben-basierter segmentaler Instrumentierung unter Neuromonitoringkontrolle.

    Zw. den OPs erfolgte die externe Distraktion über den MST sobald der Pat. mobilisiert war. Auf präop. u. postop. WS-Ganzaufnahmen wurden die radiol. Skolioseparameter bestimmt. Die Rumpfhöhe wurde zw. dem untersten instrumentierten Wirbel u. der Mitte der oberen T1-Endplatte ermittelt. Die TK-Korrektur wurde als sog. Skoliosekorrekturindex ermittelt (SKI: Postop TK-Korrektur (%)/Präop TK-Flexibilität (%)). Zusätzlich wurden Schulterhochstand (SH), Korrektur des Rippenbuckels (RB), klin. Ergebnisse (SRS-24) und Komplikationen (n. Glassmann) bestimmt.

    Resultate:

    Das Pat. alter betrug Ø 16a. 8 Pat. hatten AIS, 2 Pat. Skoliose bei Neurofibromatose (NF). In der AIS-Gruppe verteilte sich die Lenke-Klass. auf Typ 3 und 2 mit je 3 Pat. und Typ 4 mit 2 Pat. Die präop. TK betrug Ø 117 ° (90 – 138 °) und die TK-Flexibilität Ø 19,5%. Die zweizeitige Therapie konnte bei allen Pat. erfolgreich durchgeführt werden. Nach Ø 14 d erfolgte die 2. OP mit Entfernung des MST und definitive Korrektur. Die Anzahl der PO betrug Ø 9 ± 2. Die Instrumentation reichte von T2 bis L1-L4. Die postop. TK betrug Ø 46 °. Dies entspricht einer TK-Korrektur von Ø 62 ± 13% und einem SKI von Ø 3,4 ± 3. Die thorakale Kpyhose wurde von 75 ± 30 ° auf 53 ± 14 ° korrigiert. Zum Follow-up betrug die Korrektur des RB Ø 27 mm und der SH Ø 9 mm. Die Rumpfhöhe konnte von präop. Ø 289 mm auf postop. Ø 380 mm um Ø 91 mm gesteigert werden. Kein Patient erlitt eine schwere Komplikation, neurolog. Defizite oder musste revidiert werden. Der SRS-24 Summenscore betrug Ø 97. Ein Pat. (NF) aus der Initialphase wies eine geringe Korrektur der TK auf (< 50%), da während des Wechsels von temporärer auf definitive Korrektur eine Korrekturverlust eintrat. Auf Nachfrage würden alle Pat. die OP erneut durchführen lassen. Bei einem Follow-up von Ø 14 Mo. gaben 8 Pat./2 Pat. an, mit dem OP-Ergebnis sehr zufrieden/zufrieden zu sein.


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