Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0044-1785366
Welche komorbiden psychischen Störungen sind bei Diabetes mit einer weniger guten Glukoseeinstellung assoziiert? – Erste Ergebnisse der PRO-MENTAL-Studie
Authors
Fragestellung: Mögliche Auswirkungen komorbider psychischer Störungen auf Selbstbehandlung und Glukoseeinstellung werden häufig diskutiert. Bisherigen Studien fehlen jedoch meist zuverlässige Störungsdiagnosen als Untersuchungsgrundlage. In der PRO-MENTAL-Studie wurden relevante psychische Störungen per strukturiertem klinischen Interview erfasst. Die vorliegende Analyse untersucht Glukoseoutcomes anhand dieser Störungen.
Methodik: Affektive, Angst- und Essstörungen (zurzeit=Punktprävalenz) wurden mithilfe eines strukturierten, ICD-10-basierten Interviewsystems (digitale Kurzversion des DIPS OA) diagnostiziert diagnostiziert. Als Maß der Glukoseeinstellung wurde der aktuelle HbA1c-Wert in% (DZM-Labor) genutzt. Unterschiede im HbA1c wurden mittels ANOVA, adjustiert für Diabetestyp, analysiert. Daten von N=453 Teilnehmenden konnten verwertet werden (53,5% T1D, 45% T2D, 1,5% and. spez. Typ, 46% Frauen, Alter 53±16 J., Diabetesdauer 19±12 J., 81,7% mit Insulin, HbA1c 7,3±1,4%).
Ergebnisse: Der mittlere HbA1c-Wert (± SD), geschichtet nach aktuell bestehenden Störungen, betrug für:
-
Alle affektiven Störungen (n=40): 7,9±2,2 vs. 7,3±1,3, p=.014 – Depressive Episoden (n=30): 7,9±2,3 vs. 7,3±1,3, p=.022; Dysthymie (n=3): 6,6±1,2 vs. 7,4±1,4, p=.299; Bipolare Störung (n=8): 8,2±1,7 vs. 7,3±1,4, p=.083; Manische/Hypomanische Episoden (n=2): 10,0±2,6 vs. 7,3±1,4, p=.005.
-
Alle Angststörungen (n=110): 7,7±1,5 vs. 7,2±1,3, p=.003 – Panikstörung (n=12): 8,5±2,2 vs. 7,3±1,3, p=.004; Agoraphobie (n=20): 8,1±1,5 vs. 7,3±1,4, p=.018; Soziale Phobie (n=29): 7,6±1,4 vs. 7,3±1,4 (p=.353); Spezifische Phobien (n=73): 7,6±1,3 vs. 7,3±1,4, p=.154; Generalisierte Angststörung (n=32): 7,6±1,4 vs. 7,3±1,4, p=.267).
-
Alle Essstörungen (n=17): 8,9±3,1 vs. 7,3±1,2, p<.001 – Anorexie/Bulimie/Purging-Störung (n=3): 11,7±6,7 vs. 7,3±1,3, p<.001; Binge-Eating-Störung (n=9): 8,2±1,6 vs. 7,3±1,4, p=.044; Night-Eating-Störung (n=5): 8,5±1,9 vs. 7,3±1,4, p=.062; Binge-Eating/Night-Eating (n=14): 8,3±1,7 vs. 7,3±1,4, p=.006.
Schlussfolgerungen: Die Untersuchung zeigt signifikant erhöhte HbA1c-Werte bei allen Formen von Essstörungen, affektiven Störungen (insbesondere bei depressiven Episoden) sowie auch bestimmten Angststörungen (speziell Panikstörung und Agoraphobie). Die Ergebnisse hinsichtlich bipolarer Störung und manischen/hypomanischen Episoden, Dysthymie sowie Anorexie und Bulimie im Einzelnen lassen sich aufgrund der geringen Fallzahlen noch nicht zuverlässig beurteilen.
Interessenkonflikt
Alle Autoren erklären, es bestehen keine Interessenkonflikte in Bezug auf dieses Abstract.
Publication History
Article published online:
18 April 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
