Ultraschall Med 2005; 26(5): 430-431
DOI: 10.1055/s-2005-919753
DEGUM-Mitteilungen

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In Memoriam Prof. Dr. rer. nat. habil. Rudolf Millner

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Publikationsdatum:
21. Oktober 2005 (online)

 
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    Am 17. September 2005 ist Prof. Dr. rer. nat. habil. Rudolf Millner nach langer, schwerer Krankheit verstorben.

    Rudolf Millner hat ein Stück Ultraschallgeschichte Deutschlands geschrieben. Er hat auf seinem Fachgebiet für mehr als eine Generation von Physikern, Technikern, sonographieinteressierten Medizinern und Veterinärmedizinern Zeichen gesetzt, die insbesondere in der DDR, aber auch in ganz Deutschland und darüber hinaus wahrgenommen wurden und werden.

    Sein Lebensweg ist ungewöhnlich und spannend zugleich. In beiden unterschiedlichen politischen Systemen, in denen er lebte und wirkte, hat er seine kritische Haltung stets klar und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, sich selbst dabei nicht schonend und nicht immer zum Gefallen seiner Zeitgenossen.

    In Gleiwitz 1928 geboren, kam er nach dem 2. Weltkrieg als Flüchtling nach Mitteldeutschland und verdiente sich seinen Lebensunterhalt in den schweren Nachkriegszeiten u.a. durch Reparieren von Radiogeräten. Im Jahr 1949 begann er das Physikstudium in Halle, das er im Jahre 1955 erfolgreich abschloss und promovierte 1960 über den Debye-Effekt an ein- und mehrwertigen Elektrolyten. Bereits 1966 habilitierte er sich im Fachgebiet Physik zum Thema "Bestimmung scheinbarer Ionenvolumina" und erhielt damit die Lehrbefähigung. 1967 zum Hochschuldozenten berufen, nahm er 1977 den Ruf zum ordentlichen Professor für Biophysik an und übernahm gleichzeitig das Direktorat des Instituts für Angewandte Biophysik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, das er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1993 leitete. Im Jahre 1992 erfolgte seine Berufung zum Prodekan für Berufungsangelegenheiten an der Medizinischen Fakultät, an der er nach seiner Emeritierung von 1993 bis 1995 als Berater des Dekans weiterhin fungierte.

    Unter seiner Leitung wurden wichtige Forschungsergebnisse auf den Gebieten der quantitativen Sonographie und der biologischen Wirkungen des Ultraschalls erzielt und in zahlreichen nationalen und internationalen Zeitschriftenartikeln sowie Buchbeiträgen veröffentlicht. Mehr als 25 Patente, darunter ein EU-Patent, sprechen für sein besonderes Interesse an der angewandten Forschung. Zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen im In- und Ausland belegen die herausragenden Leistungen des ausgewiesenen Wissenschaftlers, darunter der Nationalpreis der DDR.

    Seine langjährige Funktion als Präsidentschaft der Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin der DDR, seine Mitgliedschaft und spätere Ehrenmitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) sowie auch in leitenden Gremien internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften sind ein beredtes Zeugnis seiner wissenschaftlichen Expertise. So war er u.a. von 1976 bis 1983 Vorstandsmitglied der European Federation of Societies for Ultrasound in Medicine and Biology (EFSUMB) und von 1974 bis 1986 Vorstandsmitglied der International Federation for Medical and Biological Engineering (IFMBE). Seine ihm angetragene Mitgliedschaft im American Institute of Ultrasound und in der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik durfte er auf Geheiß der DDR-Behörden nicht annehmen!

    In beispielhafter Weise ist es Rudolf Millner immer wieder gelungen, die Brücke zwischen Physikern, Ingenieuren und Medizinern zu schlagen. Dies ist generell wichtig für die Forschung auf dem Gebiet der Ultraschalldiagnostik, aber es war essenziell unter den materiellen Beschränktheiten in der DDR.

    Nicht zuletzt ist sein großer Einsatz um die harmonische Zusammenführung beider deutscher Ultraschallgesellschaften aus Ost und West in der DEGUM nach dem Fall der Mauer und dem Ende der DDR nicht hoch genug einzuschätzen. Er hat sich seither um die Entwicklung der DEGUM, sei es auf organisatorischem Gebiet oder bezüglich der fachlichen Inhalte, große Verdienste erworben.

    Rudolf Millner war sowohl ein ausgewiesener Ultraschallexperte als auch ein brillanter Hochschullehrer. Rastlosigkeit und Ungeduld um der Sache Willen prägten seinen Arbeitsstil, dabei seine Mitarbeiter und Schüler stets fordernd und motivierend, nicht selten auch durch seine humorvolle Art.

    Wir verlieren mit Rudolf Millner einen außergewöhnlichen Wissenschaftler, der seinen Schülern und Mitarbeiten stets ein großer Ansporn war, der auf dem Gebiet der Ultraschallforschung in der DDR eine zentrale Persönlichkeit darstellte und der in beiden Ultraschallgesellschaften Deutschlands ein wichtiger Promotor war.

    In ehrendem Gedenken,

    für seine Schüler und Mitarbeiter

    Hans Heynemann

    Klaus-Vitold Jenderka

    Manfred Petzold

    Eike Rosenfeld

     
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