Pneumologie 2007; 61(3): 143
DOI: 10.1055/s-2007-973912
Pneumo-Fokus

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Allergien - Leben auf dem Bauernhof verringert Erkrankungsrisiko

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Publication Date:
20 March 2007 (online)

 
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Die Hygiene-Hypothese wird durch neue Studienergebnisse gestärkt: Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, haben ein deutlich verringertes Allergierisiko. Aber auch ein anthroposophischer Lebensstil scheint den neuen Daten zufolge in  puncto Allergieprävention von Vorteil zu sein. Allergy 2006; 61: 414-421

An der PARSIFAL (Prevention of Allergy Risk factors for Sensitization In children related to Farming and Anthroposophic Lifestyle)-Studie nahmen fast 15 000 Kinder im Alter zwischen 5 und 13 Jahren aus 5 europäischen Ländern teil (Österreich, Deutschland, Niederlande, Schweden, Schweiz). 2823 Kinder wuchsen auf einem Bauernhof heran und 4606 Kinder wurden anthroposophisch erzogen (Steiner-Schulkinder), die übrigen stellten die Vergleichsgruppen. Die Eltern der Kinder wurden mit einem detaillierten Fragebogen zu Lebensstil, Umgebungsfaktoren und sozio-ökonomischen Bedingungen sowie zu allergischen Erkrankungen ihrer Kinder befragt. Bei einem Teil der Kinder wurden im Blut zudem Allergen-spezifische IgE-Spiegel gemessen.

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Prävalenz von Rhinokonjunktivitis, Asthma und atopischen Sensibilisierungen ist bei Kindern, die auf dem Bauernhof aufgewachsen sind, deutlich niedriger (Bild: Stockbyte).

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Unterschiede nur beim atopischen Ekzem nicht signifikant

Wie die Wissenschaftler berichten, waren bei den Kindern, die auf dem Bauernhof aufgewachsen waren, die Prävalenz von Rhinokonjunktivitis und Asthma sowie atopische Sensibilisierungen deutlich niedriger als in der Vergleichsgruppe mit Kindern aus ländlichen Gegenden. Nur bei der Frage "aktuelle Beschwerden durch atopisches Ekzem?" waren die Unterschiede nicht signifikant. Rhinokonjunktivitis sowie atopische Sensibilisierung war bei den Farmkindern etwa halb so häufig. Die Unterschiede wurden in allen Ländern festgestellt, nur die Ausprägung variierte von Land zu Land. Auch die Steiner-Schulkinder hatten seltener Beschwerden durch Rhinokonjunktivis und Asthma als Kinder, die herkömmliche Schulen besuchten. Die Unterschiede waren aber nicht so stark wie bei den Farmkindern. Ein anthroposophischer Lebensstil verringerte das Risiko für Rhinokonjunktivitis und eine atopische Sensibilisierung um jeweils etwa 30%. Auch hier gab es Unterschiede von Land zu Land. Am stärksten waren die Differenzen in Deutschland, den Niederlanden und Schweden.

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Fazit

Die Daten bestätigen die gängige Hypothese, dass ein Leben auf dem Bauernhof und enger Kontakt zu Tieren und Mikroorganismen allergischen Erkrankungen vorbeugt, schreiben die Autoren. Dies gilt in abgeschwächtem Maße offenbar auch für einen anthroposophischen Lebensstil. Diskutiert werden in diesem Zusammenhang der restriktivere Gebrauch von Antibiotika, Antipyretika und einigen Impfungen in "Steiner-Familien" sowie Ernährungsfaktoren.

Roland Fath, Frankfurt/Main

 
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Prävalenz von Rhinokonjunktivitis, Asthma und atopischen Sensibilisierungen ist bei Kindern, die auf dem Bauernhof aufgewachsen sind, deutlich niedriger (Bild: Stockbyte).