Handchirurgie Scan 2022; 11(01): 67-82
DOI: 10.1055/a-1650-3325
CME-Fortbildung

Rekonstruktive Verfahren bei hoher oder lange bestehender Schädigung des N. ulnaris

Leila Harhaus
,
Martin Aman
,
Amr Eisa
,
Berthold Bickert
Preview

Traumatische Ulnarisläsionen werden meist früh erkannt und mit guten Ergebnissen behandelt. Bei verspätetem Therapiebeginn verbleiben jedoch immer wieder unvollständige Reinnervationsbilder, die eine sekundäre Funktionswiederherstellung durch Sehnenumlagerung erforderlich machen. Auch chronische Läsionen durch persistierende Kompressionssyndrome lassen sich oft nur auf diese Weise behandeln. Motorische Ersatzoperationen sollten deshalb zum festen Rüstzeug von Operateuren gehören, die periphere Nervenschädigungen behandeln.

Kernaussagen
  • Das Prinzip des Sehnentransfers besteht darin, dass eine verloren gegangene Funktion durch eine umgelagerte gesunde Sehnen-Muskel-Einheit übernommen wird.

  • Die Spendermuskulatur sollte eine ausreichende Kraft besitzen. Ein Kraftgrad von mindestens M4 nach MRC ist eine Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Transfer.

  • Generell sollte die Einstellung der Vorspannung immer in leichter Überkorrektur erfolgen. Der intraoperative Tenodesetest hilft dabei.

  • Die in die Zielbewegung eingeschlossenen Gelenke müssen passiv vollständig frei beweglich sein.

  • Es existieren vielfältige Kombinationen und Transferstrategien, wobei alle für das jeweilige Patientenkollektiv ihre Berechtigung haben und gute Ergebnisse erreichen können.

  • Die häufigsten Komplikationen entstehen durch Planungsfehler, intraoperative Aspekte und in der Nachbehandlung.

  • Physio- und ergotherapeutische Behandlungen sind sowohl präoperativ als auch postoperativ entscheidend für das Ergebnis.



Publication History

Article published online:
15 March 2022

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