Zusammenfassung
Ziel Diese retrospektive Studie vergleicht die klinischen Ergebnisse der frühfunktionellen
Nachbehandlung mit den Ergebnissen mittels 6-wöchiger Schienenruhigstellung nachbehandelter
Fingergrundgliedfrakturen nach perkutaner, antegrader K-Draht-Osteosynthese.
Patienten und Methoden Von insgesamt 90 Patienten, die zwischen 2010 und 2017 aufgrund einer isolierten
Fingergrundgliedfraktur nach geschlossener Reposition mittels perkutaner, antegrader
K-Draht-Osteosynthese operativ versorgt wurden, konnten 46 (17 Frauen und 29 Männer
mit einem mittleren Alter von 42,8 Jahren) im Mittel nach 18,5 Monaten nachuntersucht
werden. Bei 28 Patienten war eine frühfunktionelle, bei 18 eine statische Nachbehandlung
erfolgt. Beide Gruppen unterschieden sich nicht statistisch signifikant bzgl. des
Alters, der Geschlechtsverteilung, der Frakturlokalisation und -morphologie, des Unfallmechanismus
und der Dauer der Operation. Bei der Nachuntersuchung wurde die aktive und passive
Beweglichkeit des operierten Fingers (total active motion [TAM] und total passive
motion [TPM], Fingerkuppen-Hohlhand-Abstand [FKHA], Nagelrand-verlängerter-Handrückenebenen-Abstand
[NHREA]) und des korrespondierenden, unverletzten Fingers der Gegenseite gemessen
und in Relation zueinander gesetzt (TAMrel, TPMrel). Des Weiteren wurde die Kraft
bei verschiedenen Griffformen bestimmt und in Relation zur Kraft der unverletzten
Gegenseite gesetzt. Intra- und postoperative Komplikationen, der DASH-Score und die
Zeit bis zur Wiederaufnahme der Arbeitstätigkeit wurden erfasst.
Ergebnisse Keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen konnten bzgl. der Häufigkeit
von Komplikationen und notwendiger Revisionen, der Fingerbeweglichkeit und Kraft festgestellt
werden. Patienten mit aktiver Nachbehandlung kehrten im Vergleich zu Patienten mit
statischer Nachbehandlung jedoch signifikant früher an ihre Arbeitsplätze zurück (2,5
vs. 9,0 Wochen nach operativer Versorgung, p = 0,035). Der DASH-Score in der Gruppe
mit aktiver Nachbehandlung war mit 1,7 Punkten etwas niedriger als in der Gruppe mit
statischer Nachbehandlung mit 2,5 Punkten (p = 0,269).
Schlussfolgerung Patienten mit frühfunktioneller Nachbehandlung waren signifikant kürzer arbeitsunfähig.
Zum Nachuntersuchungszeitpunkt fand sich kein Unterschied in der globalen Fingerbeweglichkeit
beider Gruppen. Bei gegebener Compliance kann auf eine postoperative Ruhigstellung
verzichtet werden.
Abstract
Purpose This retrospective study compares the functional outcome after early active postoperative
motion with the outcome after 6 weeks of immobilization by splinting in patients with
proximal phalangeal fractures treated by percutaneous, antegrade pinning.
Patients and methods 46 out of 90 patients treated by closed reduction and percutaneous antegrade pinning
of isolated fractures of the proximal phalanges were re-evaluated on average after
18.5 months. There were 17 women and 29 men with a mean age of 42.8 years. 28 patients
underwent early active postoperative motion and 18 patients were immobilized by splinting
for 6 weeks postoperatively. The two groups were statistically comparable with respect
to age, gender, fracture localisation and morphology, mechanism of injury and operative
time. Follow-up examination included measurement of active and passive range of motion
(TAM; TPM) of the injured finger and the uninjured finger of the opposite side as
well as grip strength of both hands. In addition, postoperative complications, the
DASH-score and time interval between surgery and return to work were registered.
Results There were no significant differences between the two groups regarding rate of complication,
number or required revisions, finger motion and grip strenght. Patients with early
active motion returned earlier back to work than patients treated by postoperative
splinting (2.5 vs. 9.0 weeks; p = 0.035). With 1.7 the DASH-score in the group with
early active motion was better than in the splinting group with 2.5 (p = .269).
Conclusion Patients with early active postoperative motion returned earlier back to work. There
was no significant difference between both groups respecting global finger function.Compliant
patients with a fracture of the proximal phalanx treated by closed reduction and percutaneous
pinning can be treated with early active motion postoperatively.
Schlüsselwörter
Fingergrundgliedfrakturen - Schienenruhigstellung - frühfunktionelle Nachbehandlung
Key words
Fractures of the proximal phalanges - splinting - early active motion