Zusammenfassung
Altägyptische Heilpflanzen sind bildlich in Tempeln, Gräbern und Palästen, archäobotanisch
in Form von Grabbeigaben und namentlich in teils über 4000 Jahre alten Rezepttexten
überliefert. Dieses Quellenmaterial, das zahlreiche Pflanzen enthält, die phytochemisch
und pharmakologisch noch nicht ausreichend untersucht sind, kann fachägyptologisch
fundiert zusammengestellt werden. Das pharmakologische Potenzial der altägyptischen
Heilpflanzen lässt sich aufgrund der nicht immer vollständig zu verstehenden Texte
bislang nur anhand einzelner Beispiele demonstrieren, die jedoch ein hohes empirisches
Wissen um die Heilkraft und Toxizität der Pflanzen bestätigen. Insbesondere die Rezepttexte
sollten daher mehr in den Fokus der interdisziplinären Forschung rücken.
Summary
Ancient Egyptian herbal remedies: Perspective for modern phytotherapy?
The ancient Egyptian healers made extensive use of herbs and other plants, known today
from wall paintings in temples, tombs and palaces, from archaeological findings such
as offerings, and from records in medical texts, some of them more than 4000 years
old. All these sources show a large number of plants which so far have not been sufficiently
examined regarding their phytochemical and pharmacological qualities. First the material
has to be rearranged by Egyptologists.
Till now, the pharmacological potential of medicinal plants from Ancient Egypt and
of the remedies’ compositions indicated in the formulae can only be demonstrated by
separate examples, because the texts are often not fully understandable. However,
the examples reveal a high standard of empirical knowledge concerning the healing
power and toxic qualities of the plants. Therefore, researchers should focus most
attentively on these formulae.
Schlüsselwörter
Altägypten - Papyrus Ebers - Drogendosierung - Schlafmohn -
Papaver somniferum L. - Schwarzkümmel -
Nigella sativa L. - Kreuzkümmel -
Cuminum cyminum L.
Key words
Ancient Egypt - Ebers papyrus - dosage of drugs - toxic - opium poppy -
Papaver somniferum L. - black cumin -
Nigella sativa L. -
Cuminum cyminum L.
Literatur / anmerkungen
- 1 Ägyptische Ärzte und Ägyptische Medizin am hethitischen Königshof. Neue Funde von
Keilschriftbriefen Ramses II. aus Bogazköy. Opladen; Westdeutscher Verlag 1976: 31-51
- 2 Homer. Odyssee IV. 229-232 in der Übersetzung von Hampe R Stuttgart; Reclam 1979
Vgl. auch die Passage über die ägyptischen Ärzte in Herodot II, 84
- 3 http://www.schwarzkuemmel.info/info1.htm 25.06.2004 vgl. auch http://www.naturaline-nature.ch/natura_line/descript 25.06.2004 http://www.aegypt-schwarzkuemmel.de 25.06.2004
- 4 Vartavan C. Codex of Ancient Egyptian Plant Remains. London; Triade Exploration
1998
- 5
Graichen G.
Die Apotheke der Pharaonen.
In: horizonte. Das moderne Magazin für Reportage und Wissen
1
2004;
134-145
- 6 Siehe beispielsweise Westendorf W. Handbuch der altägyptischen Medizin. Leiden Boston;
Köln; Brill 1999: 536-546
- 1 Stephan J. Ordnungssysteme in der altägyptischen Medizin und ihre Überlieferung
in den europäischen Kulturkreis. Diss. phil. Hamburg; 2000
- 2 Reymond E AE. A Medical Book from Crocodilopolis. P. Vindob. D. 6257 Wien; Brüder
Hollinek 1976: 60-62
- 7 Papyrus Berlin 199(übersetzt in Westendorf W: wie Anm. 6; 1999: 436f.)
- 1 Paullini F. Neuvermehrte heylsame Dreck-Apotheke. Frankfurt; Knochen 1734
- 8 Pommerening T. Altägyptische Rezepturen metrologisch neu interpretiert. In: Berichte
zur Wissenschaftsgeschichte 26 2003: 1-16
- 1 Pommerening T. Die altägyptischen Hohlmaße. Studien zur Altägyptischen Kultur
10
Hamburg; Buske, im Druck 2005
- 9 Zum Granatapfelbaum in Ägypten siehe Keimer L. Die Gartenpflanzen im Alten Ägypten. Hildesheim;
Olms 1967 47-51 151f. [reprografischer Nachdruck der Ausgabe Berlin 1924];
- 1 Germer R. Die Heilpflanzen der Ägypter. Düsseldorf; Zürich; Artemis & Winkler 2002:
37-39
- 10 Zu den Inschriften und Darstellungen sowie einer Interpretation des Dargestellten
siehe Beaux N. Le cabinet de curiosités de Thoutmosis III. Orientalia Lovaniensia
Analecta 36 Leuven; Peeters 1990
- 11
Westendorf W.
Anm.
6
1999;
4-79
- 12
Westendorf W.
Anm.
6
1999;
679
- 13 Siehe hierzu auch Nunn J F. Ancient Egyptian Medicine. London; British Museum Press
1997: 153-156 und
- 1 Germer R. wie Anm 9 2002: 138-143
- 14 Zitiert nach : Westendorf W. wie Anm 6 1999: 673
- 1 mit Bemessung nach Pommerening T. wie Anm 8
- 15 Salfer Dorothee. Diese Rezeptur wurde von Frau Apothekerin Dorothee Salfer nachgekocht
und im Selbstversuch getestet - mit durchschlagendem Erfolg.
- 16 Selbst heute ist man sich bei der Dosierung von Phytopharmaka wissenschaftlich
uneinig, da nach so genannten »Außenseitertherapiekonzepten« auch niedrig dosierte
sowie homöopathisch potenzierte Pharmaka Wirkungen besitzen sollen; hierzu Wagner H,
Wiesenauer M. Phytotherapie. Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathika Stuttgart;
Jena; New York; G. Fischer 1995: 14-18
- 1 Wenn im vorliegenden Aufsatz Dosierungen diskutiert werden, dann stets unter den
Gesichtspunkten und Argumentationen der >schulmedizinischen<, d.h. allopathischen
Pharmakotherapie. Zur Dosis-Wirkungs-Beziehung und zum »Konsens der wissenschaftlichen
Gemeinschaft« siehe Hänsel R, Hölzl J Lehrbuch der pharmazeutischen Biologie Berlin;
etc.: Springer 1996: 499
- 17 Dies gilt beispielsweise auch für Weihrauch und Kresse (?), die sich aber wegen
der unsicheren Spezifikation zu Demonstrationszwecken weniger gut anbieten. Zu einer
mit den folgenden Ausführungen vergleichbaren Diskussion über die Dosierung der Feige
siehe Pommerening T. Überlegungen zur Beurteilung der Wirksamkeit altägyptischer
Arzneimittel aus heutiger Sicht. Fischer-Elfert, H-W, Zibelius-Chen K In: Von reichlich
ägyptischem Verstande. Festschrift für Waltraud Guglielmi (Philippika VIII) im Druck
- 18 Papyrus Berlin 48-48, 120-120, 136-136, 162-162, 204
- 1 Papyrus Brooklyn § 75a
- 2 Papyrus Ebers 5-5, 83-83, 89-89, 97-97, 232-232, 284-284, 297-297, 300-300,
321-321, 327-327, 334-334, 631-631, 632-632, 833
- 3 Papyrus Hearst 28-28, 43-43, 55-55, 70
- 4 Papyrus Rubensohn 17-19
- 19 Siehe Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis Franz von Bruchhausen
5
4 Drogen A-D. Berlin; etc. Springer 1992: 1079-1084
- 20
Sayyah M.
Iran Biomed J.
2002;
6
(4)
141-145
- 21 Siehe hierzu die Übersicht bei Germer R. Untersuchungen zu den Arzneipflanzen
im Alten Ägypten. Diss. phil. Hamburg; 1979: 103-105
- 22
Anm.
19
1998;
1083
- 23 Wie Anm 19 1998: 1081 Demnach würde der Genuss von 125 ccm reinem Öl (die aus
etwa 2500 ccm Früchten zu gewinnen wären), könnte man die Ergebnisse uneingeschränkt
auf den Menschen übertragen, bei einer 50-kg-Person zum Tode führen.
- 24 Papyrus Brooklyn § 43a
Dr. des. Tanja Pommerening
Institut für Geschichte der Pharmazie
Philipps-Universität Marburg
Roter Graben 10
35032 Marburg