Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2018; 62(01)
DOI: 10.1055/a-0576-5021
Leserbrief
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Publication Date:
20 March 2018 (online)

In seinem Beitrag verweist Gerhardus Lang auf eine möglicherweise fehlerhafte Übersetzung/Interpretation der Kent Rubrik: „Embarassed, ailments after“ (James Tyler Kent: Repertory of the Homoeopathic Materia Media. 2nd British Edition. Sittingbourne: Homoeopathic Book Service; 1990, S. 39). Vielleicht stimmt aber schon die Originalrubrik nicht!

Im Buch Homöopathische Arzneimittelbilder von Margaret L. Tyler (München: Elsevier; 2. Aufl. 2004) steht auf S. 65 eine interessante Anmerkung des Übersetzers, Rainer Wilbrand. Unter dem Aethusa cynapium – Symptom „Sprechen fast unmöglich“ merkt er an: „Bei Allen heißt es ‚speech almost prevented‘, bei Clarke ‚speech embarrassed‘. Letzteres findet sich als Rubrik in Kents Repertorium, wo Aethusa nachgetragen werden sollte, außerdem (laut Synthetischem Repertorium) Morph., Nat-m. und Tab. – Die (falsche) Einordnung dieser Rubrik in das Gemüts-Kapitel durch Kent hat offenbar dazu geführt, dass in deutschen Übersetzungen des Repertoriums der Ausdruck ‚embarrassed‘ naheliegenderweise mit verlegen übersetzt wurde, was aber, wenn man die Quellen betrachtet, eindeutig für keines der genannten Mittel richtig ist. Gemeint ist stets eine Behinderung oder Erschwerung des Sprechens, z. B. durch Trockenheit des Mundes, Schwere, Schwellung oder Steifheit der Zunge etc. Man sollte daher diese Rubrik aus dem Gemüts-Kapitel streichen und sie in das Kapitel ‚Mund‘ übertragen.“

Inwieweit „Verlegenheit“ oder „verlegen Sein“ eine Kategorie sein kann, auf die man eine homöopathische Verschreibung stützt, bleibt damit m. E. noch zu klären.

Dr. med. Thomas Schreier, Mannheim