PSYCH up2date 2018; 12(03): 178
DOI: 10.1055/a-0588-3848
Studienreferate
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verbesserung des Schlafes von Demenzerkrankten durch sensorische Stimulation?

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Publication Date:
14 May 2018 (online)

Schlafstörungen treten bei Patienten mit Demenz häufig auf, dazu gehören ein umgekehrter Schlaf-Wach-Rhythmus sowie Ein- und Durchschlafstörungen. Dieser Umstand führt dazu, dass die Pflege der Patienten durch Angehörige oder Pflegekräfte in Heimen eine besondere Herausforderung darstellt. Während die Evidenzen für pharmakologische Interventionen (Cholinesteraseinhibitoren sowie Melatonin) eher schwach sind, ist die Evidenzlage für die Kombination aus sensorischer Stimulation, Lichttherapie und Melatonin überzeugend. Dennoch werden meist sedierende Antipsychotika oder Benzodiazepine eingesetzt, um das Schlafverhalten zu verbessern. Aufgrund des negativen Nebenwirkungsprofils und erhöhten Mortalitätsraten ist der Einsatz dieser Pharmaka jedoch als äußerst kritisch zu sehen. Zu den nicht pharmakologischen Interventionen gehören kognitive und validierende Interventionen, sensorische Stimulationstherapien (dazu gehören Musiktherapie, Aromatherapie, Massage, Lichttherapie, multisensorische Therapie und Akupunktur), Techniken zur Veränderung des Verhaltens sowie andere psychosoziale Interventionen. Griechische Wissenschaftler haben in einer kürzlich publizierten Arbeit die Studienlage zur sensorischen Stimulatiion in Hinblick auf das Schlafverhalten dementer Patienten sondiert und zusammengefasst. Es wurden nur randomisierte, kontrollierte Studien mit Fokus auf Schlafstörungen eingeschlossen. Insgesamt wurden nur 11 Studien mit einer Gesamtzahl von 760 Patienten eingeschlossen, wovon 1 Studie die Effekte von Massagetherapie und Akupunktur untersuchte, während die restlichen 10 Studien die Effekte von Lichttherapie (zwischen 5000 und 10 000 Lux) untersuchten. 6 Studien zur Lichttherapie zeigten dabei positive Ergebnisse in Bezug auf die Schlafqualität, während in den anderen 4 Studien keine positiven Effekte nachgewiesen werden konnten. Da 4 der 10 Studien zur Lichttherapie eine relativ niedrige Fallzahl (< 25) aufwiesen, ist die Aussagekraft des Reviews allerdings nicht wirklich hoch. Auch war die Dauer der Intervention sehr heterogen (zwischen 10 Tagen und 3,5 Jahren). Die Studie zur Massagetherapie und Akupunktur mit insgesamt 111 Patienten wies ein positives Ergebnis auf.

Fazit

Die meisten nicht pharmakologischen Interventionsstudien existieren für die „klassischen Verhaltensstörungen“ bei Demenz, also Agitation, Aggression, Depression und Apathiesyndrome, nicht jedoch für Schlafstörungen. Dabei sind Schlafstörungen extrem häufig und führen zu einer deutlichen Belastung von Angehörigen und Pflegepersonal. Nicht selten können Patienten wegen Schlafstörungen in den Heimen nicht „geführt“ werden, sodass auf Kosten der Patienten Psychopharmaka mit einem ungünstigen Nebenwirkungsprofil eingesetzt werden. Aus diesem Grund ist dieses Review wichtig, wenn auch die Daten eher schwach sind. Etwas mehr als jeder zweite Patient mit Demenz und Schlafstörungen profitiert von einer Lichttherapie. Diese ist relativ einfach zu installieren und die Kosten halten sich ebenfalls in Grenzen.