Zusammenfassung
Bitterstoffe werden in der traditionellen Phytotherapie schon lange zur Linderung
von Magenbeschwerden sowie bei Gallen- und Verdauungsproblemen eingesetzt. Erst seit
wenigen Jahren weiß man allerdings, dass Bitterstoff-Rezeptoren außer in den Geschmacksknospen
der Zunge auch im gesamten Verdauungstrakt und in nahezu allen anderen extraintestinalen
Organen gebildet werden. In diesem Beitrag werden geschichtliche, pharmakologische,
medizinische und neueste naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu den Bitterstoffen
und Bitterstoff-Rezeptoren mit besonderem Augenmerk auf die Bedeutung der Bitterstoff-Rezeptoren
für die Haut aufgezeigt. Bitterstoffe aus dem Gelben Enzian, z. B. Amarogentin, binden
an Bitterstoff-Rezeptoren der Haut, es kommt in den Keratinozyten zu einem Einstrom
von Kalzium und zur Bildung von Proteinen und Lipiden, die an der Ausbildung der Hautbarriere
beteiligt sind. Somit beleben Bitterstoffe den Stoffwechsel der Haut und regenerieren
die Hautbarriere. Dies kann für die Behandlung von Hautkrankheiten mit einer Barrierestörung,
wie z. B. bei der Neurodermitis oder sehr trockener Haut, genutzt werden.
Abstract
Bitter substances: From medical history to a rational dermal treatment option
Bitter substances have been used for a long time to treat gastric disorders as well
as bile and digestion problems. Only recently it was discovered that bitter taste
receptors were expressed not only in the taste buds of the tongue but throughout the
digestive tract and in almost all extraintestinal organs. In this review historical,
pharmacological, medical and the most recent scientific discoveries to bitter compounds
and bitter taste receptors were considered with focus on bitter taste receptors in
the skin. Bitter compounds of Gentiana lutea, e. g. amarogentin, bind to bitter taste receptors in the skin. This leads to calcium
influx into the cell and the production of proteins and lipids that are involved in
the formation of the skin barrier. In this way bitter compounds promote the regeneration
of the skin barrier. Bitter substances might be used to improve skin disorders with
an impaired epidermal barrier, e. g. very dry skin and atopic eczema.