Zahnmedizin up2date 2019; 13(04): 323-337
DOI: 10.1055/a-0658-4078
Oralchirurgie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur Laseranwendung in der Oralchirurgie

Georg Bach
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
24. September 2019 (online)

Seit der Einführung von Anwendungen mit Laserlicht in die Zahnheilkunde vor knapp 3 Jahrzehnten haben sich Dentallasersysteme fest etabliert [1], [2], [3]. Neben Anwendungen, bei denen Laserlicht konventionelle Behandlungsoptionen ergänzt und/oder verbessert [4], [5], [6], rücken in jüngerer Zeit vor allem solche in den Fokus des Interesses, die ausschließlich mit Laserlicht durchführbar sind [7], [8], [9], [10], [11]. Somit nimmt die Laserzahnheilkunde einen festen Platz in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde ein.

Kernaussagen
  • Nachdem über viele Jahre hinweg die Befürworter des Lasereinsatzes in der Zahnmedizin ihre wissenschaftlichen Studien und Anwendungen darauf konzentrierten, Laseranwendungen zu definieren, die ausschließlich mit monochromatischem Licht, nicht aber konventionell durchzuführen sind, hat sich seit geraumer Zeit ein Konsens ergeben, den Laser als Adjuvans zu sehen.

  • Die Integration des Laserlichts in bestehende Therapieschemata ermöglicht so dem Anwender ein in der Regel schnelleres, weniger traumatisches operatives Vorgehen, oftmals mit verbesserter Prognose vergesellschaftet. Somit hat sich im letzten Jahrzehnt bei der Anwendung von Lasern in der Mundhöhle eine deutliche Verschiebung weg von der konservierenden Anwendung hin zu oralchirurgischen und parodontologischen Anwendungen ergeben.

  • Beginnend mit der allgemein anerkannten Feststellung, dass es den bis dato so oft angekündigten und geforderten „Universallaser“ nicht gibt und auch nicht geben wird, sondern dass einzelne Wellenlängen ihre spezifischen Möglichkeiten in der Zahnheilkunde, aber auch ihre klaren Limitationen haben, fand eine gewisse Entmystifizierung des Dentallasers, aber auch eine klare Definitionsgebung statt.

  • Ferner trug zu dieser Entwicklung die Erkenntnis bei, dass die Anwendung von Lasern in der Zahnheilkunde nicht nur eine gründliche Einarbeitung in die teilweise hochkomplexen Gerätschaften erfordert, sondern auch eine gründliche Einarbeitung in die Materie der Laserzahnheilkunde an sich.

  • Laserzahnheilkunde ist heute eine zahnmedizinische Spezialdisziplin, in der die laserunterstützte Oralchirurgie eine ganz wesentliche Rolle einnimmt. Vor diesem Hintergrund öffnet sich dem Laseranwender eine solche Flut neuer Therapie- und Diagnoseoptionen mithilfe von Laserlicht, die selbst potenzielle Optimisten noch vor 10 Jahren nicht für möglich gehalten hätten.

  • Wie ein roter Faden zieht sich hier das Ziel des minimalinvasiven, gewebeschonenden Vorgehens durch die (lange) Liste laserunterstützter zahnärztlicher Therapien. Die in der ersten Phase der Renaissance der Laserzahnheilkunde vorhandene Dominanz der Weichgewebeanwendungen mittels Laserlicht ist nun einem nahezu paritätischen Miteinander von Hartgewebe- und Weichgewebeanwendungen mit monochromatischem Licht gewichen.

  • Eine sehr große Anzahl neuer Anwender hat die Einführung der photodynamischen Therapie (PDT) gebracht, die in die Klasse der niedrigenergetischen Laseranwendungen einzuordnen ist.

  • Obwohl die Entdeckung des Wirkprinzips schon weit über 100 Jahre zurückliegt [26] und das PDT-Verfahren längst einen festen Platz in der Ophthalmologie, der Onkologie und der Dermatologie einnimmt, sind die ersten Anwendungen in der Zahnmedizin aktueller Natur. Unterschieden werden 2 unterschiedliche PDT-Prinzipien, das der Photodynamik mit blauen Farbstoffen und Keimschädigung durch Entstehen eines sehr aggressiven Sauerstoffs, und das der Photothermik [8], [9], [10], [24], welches mit grünen Sensitizern (Farbstoffen) durchgeführt wird. Bei der Photothermik resultiert die Keimschädigung durch Hitzeeffekte im Millisekundenbereich [1], [7].

  • Auch wenn das Verhältnis Laser – Zahnmedizin durchaus schwere Phasen durchlief und mitunter auch kompliziert und mit Irrwegen vergesellschaftet war – sind wir auf dem Weg, dass es eine echte und dauerhafte Erfolgsgeschichte wird.

 
  • Literatur

  • 1 Bach G. Laserzahnheilkunde. 2. Aufl.. Balingen: Spitta; 2014
  • 2 Lasers for medical Applications – Diagnostics, Therapy and Surgery. Woodhead Publishing Series in Electronic and Optical Materials; 2013: 604-627
  • 3 Kleinheinz J, Hanisch M, Jung S. Schnittführung in der Implantologie. Quintessenz 2018; 69: 770-777
  • 4 Bach G, Neckel C, Mall C. et al. Conventional versus laser-assisted therapy of periimplantitis: a five-year comparative study. Implant Dent 2000; 9: 247-251
  • 5 Myers TD, Myers WD. In vitro caries removal. J Calif Dent Assoc 1988; 16: 9-11
  • 6 Purucker P, Andoh C, Riep B, Kander D. Er:Yag-Laser versus Cüretten bei der parodontalen Lappenoperation. Orale Präsentation, gehalten auf der Jahrestagung der DGZMK.
  • 7 Tao YC, Fried D. Near-infrared image-guided laser ablation of dental decay. J Biomed Opt 2009; 14: 054045
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  • 11 Ghanem A, Pasumarthy S, Ranna V. et al. Is mechanical curettage with adjunct photodynamic therapy more effective in the treatment of peri-implantitis tham mechnanical curettage alone?. Photodiagnosis Photodyn Ther 2016; 15: 191-196
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  • 14 Schwarz F, Sculean A, Arweiler N. et al. Nicht chirurgische Parodontalbehandlung mit einem Er:Yag Laser. Parodontologie 2000; 329-336
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  • 22 Bach G, Mall C. Konventionelle versus laserunterstützte Therapie der Periimplantitis im Vierjahresvergleich. Dentale Implantologie 1998; 5: 108-115
  • 23 Bach G. Periimplantäre Problematiken beherrschen. DZW 1994; 4: 6
  • 24 Albaker AM, ArRejaie AS, Alrabiah M. et al. Effect of photodynamic and laser therapy in the treatment of peri-implant mucositis: A systematic review. Photodiagnosis Photodyn Ther 2018; 21: 147-152
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  • 26 Von Tappeiner H, Raab O. Zur Photosensitation. MunchMed Wochenschr 1900; 47: 5