Zusammenfassung
Hintergrund Die Arbeitsgruppe um Kälble stellte 2008 das „Serosa lined and tapered ileum“ („Fulda-Nippel“)
als neuen Kontinenzmechanismus des modifizierten MAINZ-Pouch-I vor. In Anlehnung an
das Prinzip von Abol-Enein wird ein getapertes Ileumsegment in einen seroserösen Tunnel
aus einem zweiten „U“-förmigen Ileumsegment eingebettet. Bei dieser Technik werden
Kontinenzmechanismus und Augmentation miteinander kombiniert. Sie kann in allen Pouchformen
und auch als kontinente Vesikostomie genutzt werden.
Patienten und Methoden In der urologischen Klinik des Universitätsklinikums Bonn wurde diese Technik seit
2008 in bisher 21 Fällen bei unterschiedlichen Indikationen verwendet. In der ersten
Analyse von 2011 konnte der Nippel bereits durch geringe Frühkomplikationsraten überzeugen.
Ziel dieser Studie ist die Re-Evaluation der Technik insbesondere im Hinblick auf
Stenose- und Inkontinenzraten im Langzeitverlauf.
Ergebnisse Bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 37 Monaten traten Stomastenosen in 33 %
der Fälle auf. Eine Inkontinenz des Nippels wurde bei 21 % (n = 4) der Patienten beobachtet.
Bei zwei der Patienten war die Ursache der Inkontinenz das komplette Ausgleiten des
Nippels aus der seroserösen Einbettung.
Schlussfolgerung In der Langzeitanalyse zeigen sich ähnliche Stenose- und Inkontinenzraten im Vergleich
zu den zwei etabliertesten Techniken, dem Appendixnippel und dem Ileuminvaginationsnippel.
Trotz Limitation aufgrund der kleinen Fallzahl ist der Fulda-Nippel zumindest als
eine adäquate „Zweitlinientechnik“ bei Versagen der initialen Methode anzusehen. Als
Vesikostomie bietet der Fulda-Nippel den Vorteil, Augmentation und Kontinenzmechanismus
elegant miteinander zu vereinen und sollte hier auch als Primärtechnik Verwendung
finden.
Abstract
Background In 2008, Kälble et al. presented the „serosa-lined and tapered ileum“ („Fulda nipple“)
as a new continence mechanism of the modified MAINZ-Pouch-I. In accordance with the
principle of Abol-Enein, a tapered ileum segment is embedded into a serosa-lined tunnel
consisting of a second „U“-shaped ileum segment. Thus a combination of continence
mechanism and pouch augmentation – which can be applied to all forms of pouches – was
established.
Patients and methods We report on 21 patients who received a serosa-lined and tapered ileum at the Department
of Urology of the University Hospital of Bonn for different indications. The aim of
this study was to evaluate this technique, especially with regard to stenosis and
incontinence rates in the long-term follow up.
Results At a mean follow-up period of 37 months, stoma stenosis occurred in 33 % of the cases.
Incontinence was observed in 21 % (n = 4) of the cases. Remarkably, two of these patients
suffered from incontinence due to the phenomenon of „nipple gliding“.
Conclusion The long-term analysis shows similar stenosis and incontinence rates compared to
the two best-established techniques – submucosally embedded appendix and intussuscepted
ileum. Despite limitations due to the small number of cases, the Fulda nipple is at
least a safe alternative as a „second-line technique“ in cases where the initial method
has failed.
Schlüsselwörter
Pouch - Vesikostomie - Harnableitung
Keywords
pouch - vesicostomy - urinary diversion