Zusammenfassung
Ergebnisse molekularbiologischer Untersuchungen mittels „Whole Genome Sequencing“
haben unser pathophysiologisches Verständnis des Multiplen Myeloms grundlegend
verändert. Wir wissen heute, dass der maligne Plasmazellklon keiner linearen Entwicklung
folgt, sondern bereits zu Beginn der Erkrankung multiple Klone
vorhanden sind, die aufgrund ihrer individuellen Dynamik und Expansion die klonale
Komposition und damit den Verlauf der Erkrankung bestimmen. Klinisch leitet
sich aus dieser Erkenntnis die Notwendigkeit zur Durchführung von Kombinationstherapien
mit synergistischen Wirkungsmechanismen ab, um Überleben und Wachstum
möglichst vieler Klone zu verhindern. Der medizinische Fortschritt hat in den letzten
Jahren zur Entwicklung und Zulassung vieler neuer Medikamente geführt,
sodass eine Vielzahl derartiger Kombinationstherapien heutzutage möglich ist und diese
auch bei guter Verträglichkeit und mit hoher Lebensqualität durchführbar
sind. Die Effektivität der neuen Behandlungsmethoden – insbesondere der neuen Immuntherapien
– ist dabei so hoch, dass erstmalig im Rezidiv der Erkrankung tiefe
Remissionen ohne Nachweis von minimaler Resterkrankung möglich geworden sind. Diese
Entwicklung schreitet unverändert voran, sodass sich auch in Zukunft das
Überleben der Patienten weiter verbessern wird.