Hebamme 2018; 31(06): 377
DOI: 10.1055/a-0734-1991
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stillen und Muttermilch – optimaler Start ins Leben

Aktuelles Forschungswissen und Praxistipps rund um das Stillen
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Publication Date:
04 January 2019 (online)

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Cordula Ahrendt, Hebamme, Dipl.-Medizinpädagogin und leitende Lehrerin für Hebammenwesen, Ausbildungszentrum für Gesundheitsfachberufe des Universitätsklinikums Magdeburg

Stillen ist eine der effektivsten Methoden, um Kindern überall auf der Welt den besten Start ins Leben zu ermöglichen. Darauf hat die WHO anlässlich der Weltstillwoche im Juli 2018 hingewiesen. Diese stand unter dem Motto: „Breastfeeding: Foundation for Life“ und hob einmal mehr die Bedeutung des Stillens für die Zukunft des Neugeborenen und Säuglings hervor. Im Rahmen des Nationalen Gesundheitsziels „Gesundheit rund um die Geburt“ hat sich Deutschland vorgenommen, den Anteil stillender Mütter sowie die Stilldauer zu erhöhen.

Da gibt es weiter für uns Hebammen viel zu tun. Denn die bisherigen Studien zeigen, dass zwar 82,1 % der Säuglinge jemals gestillt wurden, jedoch nur 34 % der Kinder mindestens vier Monate ausschließlich gestillt worden sind. Hebammen können als Expertinnen zum Thema Stillen evidenzbasiertes Wissen über die Muttermilch als die normale und einzigartige Nahrung für Menschenkinder vermitteln und auch über die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Stillbeziehung, damit die Schwangere bzw. Wöchnerin eine informierte Entscheidung für sich und ihr Kind treffen kann.

Jedes Jahr kann ich gemeinsam mit den werdenden Hebammen über die neuen nachgewiesenen vielfältigen Inhaltsstoffe der Muttermilch und deren Bedeutung staunen. Sie sind fasziniert über die protektive Wirkung des Stillens in Bezug auf die Gesundheit von Mutter und Kind und freuen sich darauf, Frauen während ihrer Stillzeit zu begleiten und bei Stillschwierigkeiten zu unterstützen, aber auch im Bedarfsfall fundierte Informationen zu Alternativen weiterzugeben.

Ein zu kurzes Zungenband kann unbehandelt zu Stillproblemen führen. Zahnarzt Dr. Darius Moghtader erklärt in seinem Fachartikel, auf welche Symptome Sie achten sollten. Anschauliche Fallbeispiele zeigen, wie eine Frenotomie die Zunge frei beweglich machen und in vielen Fällen schmerzfreies Stillen ermöglichen kann. Entscheidend für den Therapieerfolg ist ein aktives Wundmanagement mit Dehnübungen für die befreite Zunge, zu dem wir Eltern motivieren sollten (Seite 393).

Was Wissenschaftler über die Bedeutung humaner Milch-Oligosaccharide herausfanden, vermittelt Dr. Barbara Petschacher ab Seite 409. Diese wichtige gesundheitsfördernde Kohlendhydratfraktion in menschlicher Muttermilch stärkt die Abwehr von pathogenen Keimen, wirkt antimikrobiell und ist wichtig für die Gehirnentwicklung. Die Bedeutung des Stillens im Kontext von Bindungsaufbau und frühkindlicher Entwicklung hat MMag. Christine Erntl im Rahmen ihrer Bachelorarbeit untersucht – siehe „Junges Forum“ ab Seite 425.

Dies sind nur 3 von vielen Beiträgen dieser Ausgabe, mit denen wir Ihnen aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse und ganz konkrete Tipps für Ihre praktische Arbeit vermitteln möchten. Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins neue Jahr mit viel Gesundheit und Freude an der Hebammenarbeit. Möge unsere Zeitschrift Sie motivieren und inspirieren – damit möglichst viele Kinder in ihren ersten Lebensstunden, -monaten und -jahren die Chance auf einen optimalen Start ins Leben bekommen.

Herzlichst,

Ihre Cordula Ahrendt

Herausgeberin DIE HEBAMME