Aktuelle Dermatologie 2019; 45(04): 146-147
DOI: 10.1055/a-0806-9765
Interview
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Seid kompromissbereit und schließt Euch in Gemeinschaftspraxen zusammen“

Frau Prof. Moll im Interview mit Dr. Gißler
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. April 2019 (online)

Zur Person
Zoom Image

Dr. med. Klaus Gißler studierte und promovierte von 1966 – 1973 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Nach Stationen als Medizinalassistent und Stabsarzt der Bundeswehr (Wehrpflicht) absolvierte er von 1977 – 1981 seine Facharztausbildung Dermatologie und Allergologie am Klinikum Mannheim der Universität Heidelberg bei Prof. Jung. 1997 erwarb Dr. Gißler die Zusatzbezeichnung Umweltmedizin. Von 1982 – 2011 arbeitete er als niedergelassener Facharzt für Dermatologie, Allergologie und Umweltmedizin in Darmstadt.

Sehenswürdigkeiten in und um Darmstadt – Tipps von Dr. Gissler

Hessisches Landesmuseum Darmstadt: eines der letzten Universalmuseen Deutschlands – u. a. mit Exponaten von Fossilien aus der Grube Messel vor 48 Mio. Jahren bis zum Werkkomplex von Joseph Beuys
Mathildenhöhe mit Jugendstil-Villen: noch heute ein Gesamtkunstwerk aus Hochzeitsturm, Ausstellungsgebäude, Museum Künstlerkolonie und Künstlerhäusern
Grube Messel selbst: ein Fenster zur Urzeit (Urpferdchen) und UNESCO-Welterbe
Naherholungsgebiet Geopark Odenwald mit Felsenmeer: Sein Alleinstellungsmerkmal sind die römischen Werkplätze mit fast 300 unfertigen oder beschädigten Werkstücken. Fertig behauene Felsen wurden u. a. transportiert und z. B. in Trier und Heidelberg verbaut.

Warum haben Sie die Dermatologie als Fachgebiet gewählt?

Während meiner allgemeinmedizinischen Tätigkeit als wehrpflichtiger Stabsarzt bei der Bundeswehr bekam ich zahlreiche dermatologische Krankheitsbilder zu sehen. Zum damaligen Zeitpunkt war deren Deutung für mich natürlich nicht immer einfach – die Patienten mussten zum Facharzt überwiesen werden. Die Möglichkeit, schon allein durch den visuellen Eindruck eine Diagnose stellen zu können, weckte mein Interesse für die Dermatologie. Glücklicherweise bekam ich nahezu nahtlos eine Ausbildungsstelle im Klinikum Mannheim der Universität Heidelberg bei Prof. Jung.

Sind Sie mit Ihrer Wahl zufrieden?

Das angenehme Ausbildungsklima und die Vielfältigkeit der Dermatologie – insbesondere die Möglichkeit, in der Praxis sowohl konservativ als auch operativ tätig zu sein – führten dazu, dass ich schon bald mit meiner Berufswahl sehr zufrieden war.

Sie haben in Ihrer Karriere viel erreicht. Worauf sind Sie besonders stolz?

Es ist nicht selbstverständlich, 30 Jahre lang eine zunächst große Einzelpraxis zu leiten und sie dann als große Gemeinschaftspraxis in gegenseitiger Wertschätzung mit meinem Kollegen Dr. Matthias Herbst weiterzuführen.

Welcher Fall ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir ein Freitagabend kurz vor Praxisschluss, als ein Patient mit einem Anti-Serum in der Hand die Praxis betrat und erklärte, er sei soeben von einer afrikanischen Puffotter gebissen worden. Für mich nicht besonders beruhigend war, dass die Haltbarkeit dieses Serums bereits abgelaufen war. Da bekanntlich Schock und Hämolyse drohten, mussten schnell ein intravenöser Zugang gelegt und die Medikamente zur Schockbehandlung bereitgestellt werden. Glücklicherweise waren in der Praxis nur symptomatische Maßnahmen nötig. Die große Anspannung ließ erst nach, als der herbeigerufene Notarzt den Patienten zur Überwachung in die Klinik mitnahm. Der Patient konnte nach 24 Stunden die Klinik wieder verlassen.

Von wem haben Sie besonders viel gelernt?

Mein dermatologisches Wissen erhielt ich in erster Linie von meinen Lehrern Herrn Prof. Jung und Herrn Prof. Lischka, denen ich für eine praxisbezogene Ausbildung sehr dankbar bin.

Was war der beste Rat, den Sie während Ihrer Karriere erhalten haben?

„Wenn man mit Patienten gut umgehen kann, steht einer freiberuflichen Karriere nichts im Wege.“

Was ist momentan die wichtigste Entwicklung in der Dermatologie?

Die wichtigste Entwicklung ist m. E. die Weiterentwicklung der systemischen Therapien für schwere und großflächige Dermatosen, z. B. die Weiterentwicklung der Biologicals und Biosimilars.

Wo sehen Sie die Zukunft der Dermatologie?

Dermatologen, die an eine Niederlassung denken, werden m. E. im Bereich der klassischen Dermatologie in großen Gemeinschaftspraxen oder MVZs weiterhin viel Arbeit haben. Große Zukunft hat auch die ästhetisch-medizinische Privatpraxis.

Was raten Sie jungen Kollegen?

Jungen Kollegen rate ich, kompromissbereit zu sein und sich in Gemeinschaftspraxen zusammenzuschließen – sowohl im Sinne der Patienten als auch im Interesse der eigenen Familie.

Was machen Sie nach Feierabend als Erstes?

Nach Abgabe der Praxis steht erfreulicherweise die Frage nach dem Feierabend nicht im Vordergrund. Man erledigt täglich mehr nützliche Tätigkeiten für sich, die Familie und die Gemeinschaft, genießt mehr Freizeit und versucht, die körperliche Fitness zu erhalten. Kulturelle Highlights der Umgebung kommen auch nicht mehr zu kurz.

Korrespondenzadresse
Dr. med. Klaus Gißler
Eberstädter Str. 24
64367 Mühltal
dr.med.klaus.gissler@t-online.de