Zusammenfassung
Hintergrund Verätzungen und Verbrennungen der Augenoberfläche gehören zu den ophthalmologischen
Notfällen mit hohem Gefährdungspotenzial. Eine in der Folge resultierende chronische
Epiphora kann zu einem hohen Leidensdruck bei den betroffenen Patienten führen.
Methode Anhand einer Literaturrecherche unter Berücksichtigung aktueller Arbeiten und Darstellung
eigener Erkenntnisse, beruhend auf langjährigen Erfahrungen, sollen Handlungsempfehlungen
zum Umgang mit sekundär erworbenen Tränenwegstenosen nach Schädigung der okulären
Oberfläche durch Verätzungen und Verbrennungen gegeben werden.
Ergebnisse Initial ist eine Einstufung des Schädigungsgrades essenziell. Nach Demarkation der
Nekrosen sollte deren Abtragung erfolgen. Hierbei sind die ableitenden Tränenwege
(TNW) auf ihre Durchgängigkeit zu prüfen. Liegt primär eine Beteiligung der TNW vor,
sind diese zu behandeln. Dabei sind vor allem Stenosen im Bereich der Tränenpünktchen
bzw. -röhrchen zu erwarten. Hier kann eine Rekanalisierung mittels konischer Sonden
oder Bangerter-Kanülen erfolgen. Die TNW sind nachfolgend durch eine endokanalikuläre
Schienung zu sichern. Besteht primär keine Beteiligung der TNW, sollte für eine sekundäre
Rekonstruktion bis zum Abschluss der Narbenbildung abgewartet werden.
Schlussfolgerung Nur selten kommt es zu einer behandlungsbedürftigen Epiphora aufgrund einer TNW-Stenose
nach Verätzung oder Verbrennung der Augenoberfläche. Eine chirurgische Intervention
sollte, wenn möglich, nicht vor 6 Monaten nach Trauma durchgeführt werden.
Abstract
Background Chemical or thermal burns of the ocular surface are an urgent ophthalmologic emergency.
Consecutive epiphora causes a high level of suffering for affected patients.
Method Based on a review of current literature, and our own longstanding experiences, recommendations
are given on the treatment of secondary lacrimal duct obstruction due to ocular surface
damage after chemical or thermal burns.
Results An initial evaluation of the tissue damage is crucial. Necrotic tissue should be
removed. The patency of the lacrimal passage has to be proved in respect. In case
of primary involvement of the lacrimal ducts, treatment is necessary. Here, recanalization
can be achieved by using conical probes or lacrimal cannulas. Lacrimal intubation
has to be performed. Scar formation should be completed if a secondary reconstruction
is required.
Conclusion Lacrimal stenosis after chemical or thermal burns of the ocular surface is a rare
complication. Initial surgical intervention should be performed if primary lacrimal
involvement can be ensured. If possible, surgical reconstruction should not be performed
prior to 6 months after the trauma.
Schlüsselwörter
ableitende Tränenwege - Trauma - Okuloplastik - Tränenwegsintubation - Lider - Notfall
Key words
nasolacrimal ducts - trauma - oculoplastics - lacrimal intubation - lids - emergency