Frauenheilkunde up2date 2020; 14(03): 227-240
DOI: 10.1055/a-0858-0586
Gynäkologische Onkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fertilitätserhalt – Möglichkeiten und Grenzen

Ralf Dittrich
,
Laura Lotz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Juni 2020 (online)

Fertilitätsprotektive Maßnahmen stellen einen integralen Bestandteil onkologischer Behandlungen von präpubertären Mädchen und Jungen oder Patienten/-innen im reproduktiven Alter dar. Die verschiedenen fertilitätsprotektiven Techniken müssen dabei im Rahmen eines multimodalen Konzepts individuell mit den Betroffenen besprochen werden. Eine zügige und zeitparallele Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Zentrum ist dabei unerlässlich.

Kernaussagen
  • Chemo- und Strahlentherapien wirkt sich häufig negativ auf die Fertilität aus.

  • Die Beratung über Konzepte zum Erhalt der Fertilität sollten unter Berücksichtigung der Lebensumstände, der empfohlenen onkologischen Therapien und des individuellen Risikoprofils ein integraler Bestandteil onkologischer Behandlungen von Patientinnen und Patienten sein.

  • Die Einschätzung des Risikos einer möglichen Unfruchtbarkeit und die Auswahl der Methode(n) des Fertilitätserhalts sollen interdisziplinär und rechtzeitig vor der onkologischen Therapie mit den Patienten besprochen werden. Die Grunderkrankung selbst, das Alter der Patienten und die onkologische Einschätzung spielen hierbei eine entscheidende Rolle.

  • Bei Männern und Jugendlichen ab der Pubertät stellen die Kryokonservierung von Spermien und Hodengewebe etablierte Methoden der Fertilitätsprotektion da.

  • Bei Frauen können, vor Beginn einer Radio-(Chemo-)Therapie, die Ovarien operativ aus dem Bestrahlungsgebiet verlagert werden.

  • Die Kryokonservierung von Pronukleusstadien und unfertilisierten Oozyten ist etabliert und bedarf eines Zeitfensters von ca. 2 Wochen vor Beginn der onkologischen Therapien.

  • Die Kryokonservierung von Ovarialgewebe stellt bei Frauen ebenfalls eine etablierte Technik des Fertilitätserhalts dar und kann zeitnah erfolgen.

  • Es gibt Hinweise darauf, dass GnRH-Agonisten das Ovar schützen können, allerdings bei insgesamt kontroverser Datenlage.

  • Handlungsempfehlungen für die Beratung und den Einsatz von fertilitätserhaltenden Maßnahmen in Deutschland können der S2k-Leitlinie „Fertilitätserhalt bei onkologischen Erkrankungen“ entnommen werden.