Zusammenfassung
Studienziel Die Therapie nicht dislozierter Condylus-radialis-humeri-Frakturen ist eine konservative
Therapie. Problematisch ist jedoch, dass nativradiologisch nicht zwischen einer stabilen
und instabilen nicht dislozierten Fraktur zu unterscheiden ist. Ein pragmatischer
Ansatz ist es, den Ellenbogen 5 Tage nach Unfall erneut gipsfrei zu röntgen und zwingend
mit den Unfallbildern zu vergleichen. Kommt es zentral zu einer Zunahme der Dislokation,
dann besteht der Hinweis für eine instabile Fraktur. Die Dislokation kann auch durch
eine Translationsbewegung angezeigt werden, die im Randbereich am besten zu beobachten
ist. Das Ziel dieser Studie war es, die Häufigkeit sekundärer Dislokationen von primär
nicht dislozierten und minimal dislozierten Condylus-radialis-Frakturen im Kindesalter
im Zeitraum 2010 bis 2015 retrospektiv zu bestimmen.
Methoden Es erfolgte eine retrospektive, nicht randomisierte Analyse von 75 Kindern mit primär
nicht dislozierten und minimal dislozierten Condylus-radialis-Frakturen im Zeitraum
2010 bis 2015. Die Strategie zur Abklärung einer stabilen und einer instabilen Condylus-radialis-Fraktur
erfolgte mittels einer gipsfreien Röntgenkontrolle nach 5 Tagen. Weitere Röntgenkontrollen
wurden nach 14 Tagen, 4 Wochen und nach 10 – 12 Wochen bei operierten Kindern durchgeführt.
Ergebnisse Sieben primär nicht dislozierte und minimal dislozierte Frakturen (9,3%) zeigten
eine sekundäre Dislokation bei der gipsfreien Röntgenkontrolle nach 5 Tagen. Bei der
Kontrolle 14 Tage nach Fraktur zeigte sich keine weitere sekundäre Dislokation. Die
Immobilisation erfolgte im Oberarmgips für die Dauer von 4 Wochen.
Schlussfolgerung 90% aller nicht dislozierten Condylus-radialis-Frakturen können konservativ behandelt
werden. Es gilt, sicher und effektiv herauszufinden, welche etwa 10% der Kinder eine
sekundäre Dislokation erleben werden. Es hat sich gezeigt, dass die Strategie zur
Abklärung einer stabilen und einer instabilen Condylus-radialis-Fraktur mittels einer
gipsfreien Röntgenkontrolle nach 5 Tagen effektiv und kostensparend sein kann. Mit
einer hohen Sicherheit können im Rahmen der Röntgenkontrolle nach 5 Tagen die instabilen
Condylus-radialis-Frakturen festgestellt werden. Zeigt sich in der Röntgenkontrolle
nach 5 Tagen ein unsicherer Befund hinsichtlich der Dislokation, so ist es ratsam
die Fraktur in der 2. Röntgenkontrolle nach 14 Tagen nochmals zu überprüfen.
Schlüsselwörter Condylus radialis - nicht dislozierte Frakturen - sekundäre Dislokation - konservative
Behandlung - Röntgenkontrolle