Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2019; 26(02): 54-57
DOI: 10.1055/a-0875-0735
Kasuistik
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akute Luftnot auf See durch Fehleinschätzung von Vorerkrankungen

Acute dyspnoea at sea by misinterpretation of previous illnesses
Frank Heblich
1   Schiffsarztlehrgang GbR Kiel
2   Medical Department TUI Cruises GmbH, Hamburg
,
Claus Kübler
2   Medical Department TUI Cruises GmbH, Hamburg
,
Felix Jaschke
2   Medical Department TUI Cruises GmbH, Hamburg
,
Melanie Mitterhauser
2   Medical Department TUI Cruises GmbH, Hamburg
,
Angelina Koehler
2   Medical Department TUI Cruises GmbH, Hamburg
,
Berthold Petutschnigg
2   Medical Department TUI Cruises GmbH, Hamburg
,
Michael Kroll
2   Medical Department TUI Cruises GmbH, Hamburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. April 2019 (online)

Anamnese

Am Tag nach Auslaufen und gleichzeitig dem ersten Seetag einer 10-tägigen Kreuzfahrt stellte sich morgens ein 82-jähriger Patient im Hospital vor. Er klagte über massive Luftnot und Unwohlsein, die Ehefrau beunruhigte am meisten, dass er keinen zusammenhängenden Satz mehr sprechen konnte. Der Patient nahm gegen Hypertonus dauerhaft Bisoprolol 2,5 mg und Enalapril 5 mg und aufgrund der Prostatahypertrophie Tamsulosin. Wegen der akuten Problematik hatte er die Tabletten an jenem Tag jedoch noch nicht eingenommen. Im Vorjahr war ein malignes Melanom am Kopf (ca. 5 × 6 cm reizlose, hypopigmentierte Narbe) und vor 2 Monaten eines auf dem Rücken entfernt worden (unauffällige, ca. 10 cm lange, reizlose, quer verlaufende Narbe in Höhe BWK 8 rechts). Etwa 3 Wochen zuvor war ihm mitgeteilt worden, dass alle Untersuchungen auf Metastasen negativ ausgefallen waren. Weitere Vorerkrankungen gab er nicht an. Der Hausarzt hatte dem Patienten 4 Tage vor der Reise, wegen eines seit 10 Tagen bestehendem unproduktiven Husten, noch zusätzlich NAC-Brausetabletten gegeben. Die Therapie mit Azithromycin wurde am Vortag abgeschlossen. Auf Nachfrage hatte der Hausarzt dem Patienten mehrfach zugeraten, die Seereise wie geplant anzutreten, zumal es ja an Bord ein Hospital gebe.