NOTARZT 2020; 36(01): 33-45
DOI: 10.1055/a-0880-1157
CME-Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

REBOA – Resuscitative Endovascular Balloon Occlusion of the Aorta

REBOA – Resuscitative Endovascular Balloon Occlusion of the Aorta – Technique and prehospital Potentialities
Peter Hilbert-Carius
,
Thorsten Hauer
,
Florent Josse
,
Björn Hossfeld
,
Martin Kulla
,
Thorsten Holsträter
,
Jürgen Knapp
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Februar 2020 (online)

Zusammenfassung

REBOA stellt eine temporäre Blutungskontrolle bei nicht komprimierbaren Körperstammblutungen des Abdomens, des Beckens oder bei stammnahen Amputationen der unteren Extremität dar. Dieses Verfahren soll in diesem Artikel genauer beleuchtet werden, da es in aktuellen Traumaleitlinien aufgeführt wird.

Abstract

REBOA is an old technique for temporary bleeding control of non-compressible torso haemorrhage in haemodynamic unstable patients not responding to standard therapeutic measures. The intraaortic balloon occlusion often result in a haemodynamic stabilisation and noticeable reduction in blood loss. Gaining early arterial (common femoral artery) access for potential REBOA patients is essential. REBOA occlusion time must be kept as short as possible to avoid ischaemic complications. Potential prehospital indication for REBOA are patients with non-compressible torso haemorrhage (massive blood loss due to pelvic fracture or intraabdominal bleeding) not responding to comprehensive standard therapeutic measures. Short prehospital length of time and prompt surgical bleeding control in the admitting hospital are essential in these patients. Literature data regarding prehospital REBOA are still limited but promising.

Kernaussagen
  • REBOA ist ein altes Verfahren, welches aktuell zur temporären Blutungskontrolle bei nicht komprimierbaren Körperstammblutungen wieder vermehrt eingesetzt wird. Die Grundlage der Therapie, egal ob prähospital oder innerklinisch, sind immer fundierte Kenntnisse und hohe Expertise in der Indikaktionsstellung und praktischen Umsetzung der Standardmaßnahmen. Unabhängig vom Einsatzort (prähospital/innerklinisch) erfordert das Verfahren einen hohen Schulungs- und Trainingsaufwand.

  • Hämodynamisch weiterhin instabile Patienten, die auf Standardtherapien wie Stoppen externer Blutungen sowie Volumen- und Vasopressorgabe nicht ansprechen, werden als potenzielle REBOA-Kandidaten angesehen. Die intraaortale Ballonokklusion führt dabei im großen Teil der Fälle zu einer hämodynamischen Stabilisierung und hilft, Zeit für die definitive chirurgische Blutstillung zu gewinnen.

  • Die frühzeitige Etablierung eines Zugangs zur A. femoralis communis bei potenziellen REBOA-Patienten erscheint essenziell, um bei Bedarf darüber eine entsprechende Schleuse für den Ballonkatheter zu platzieren.

  • Auch wenn das Verfahren als minimalinvasiv angesehen wird, dürfen verfahrenstypische und ischämische Komplikationen nicht außer Acht gelassen werden. Um die ischämiebedingten Komplikationen gering zu halten, sollte die Okklusionsphase je nach Zone 30 – 60 Minuten nicht überschreiten.

  • Aktuell wird das Verfahren nur an wenigen deutschen überregionalen Traumazentren angewendet und ein prähospitaler Einsatz momentan wohl eher Einzelfällen vorbehalten bleiben. Die aktuelle S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletztenversorgung spricht dem Verfahren bei Patienten in extremis eine „Kann“-Empfehlung (GoR 0) aus und weist somit, wie auch die aktuellste Edition der „European Guideline on Management of Major Bleeding and Coagulopathy following Trauma“, auf die Möglichkeit der temporären endovaskulären Ballonokklusion hin [1], [2].

  • Ein genereller Überlebensvorteil durch die REBOA-Anwendung konnte in der Literatur bisher nicht gezeigt werden, und es existieren sowohl Untersuchungen mit positivem als auch mit negativem REBOA-Effekt [21], [22].