Rehabilitation (Stuttg) 2019; 58(03): 143-144
DOI: 10.1055/a-0885-3081
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Bedeutung der Arbeit

Thorsten Meyer
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Publication Date:
18 June 2019 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

einen essentiellen Aspekt der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben als Ziel von Rehabilitation stellt das Erwerbsleben dar. Die Erwerbsarbeit nimmt „…eine zentrale Stellung im Leben eines Menschen ein. Sie dient der materiellen Existenzsicherung, kann sinn- und identitätsstiftend sein, bestimmt zu einem entscheidenden Anteil die ‚soziale Platzierung‘ […] einer Person in der Gesellschaft und stellt aus sozialpolitischer Sicht ein Medium sozialer Integration dar“. – so formuliert es einleitend Susanne Bartel in ihrem Beitrag. Zu dieser Platzierung gehört auch die Strukturierung des Lebenslaufs der meisten erwachsenen Menschen durch die Arbeit. Sie stellt einen fundamentalen gesellschaftlichen Orientierungsrahmen dar. So gibt es eine Zeit, in der von uns erwartet wird, zu arbeiten, und eine Zeit, in der das nicht (mehr) erwartet wird. Diese Grenze verändert sich gerade – vgl. die aktuelle Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre – und sie wird unschärfer – vgl. Flexi-Rentengesetz. In der Logik der Leistungsgesellschaft hat die Rehabilitation von Menschen im erwerbsfähigen Alter die Aufgabe, die Erwerbsfähigkeit der Menschen zu erhalten bzw. wiederherzustellen, um sie – nicht zuletzt zur Stabilisierung unserer Sozialversicherungssysteme – möglichst lange im Erwerbsleben zu halten. Rehabilitation setzt dabei auf individueller Ebene an, wohlwissend, dass viele Gründe für eine Gefährdung der Erwerbstätigkeit auf struktureller, gesellschaftlicher Ebene zu finden sind. Der zunehmende Druck auf unsere Sozialversicherungssysteme findet also in dem Druck auf Erwerbstätige, länger im Arbeitsleben zu verbleiben, ihren Aus-druck – und damit auch in den gesellschaftlichen Ansprüchen an die Rehabilitation.