neuroreha 2019; 11(02): 51
DOI: 10.1055/a-0891-0173
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Doppelaufgaben zur Verbesserung des Gehens und zur Vermeidung von Stürzen nach Schlaganfall

Jan Mehrholz
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Publication History

Publication Date:
02 July 2019 (online)

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Evaluation der Effektivität von Doppelaufgaben zur Verbesserung des Gehens und zur Vermeidung von Stürzen bei Patienten nach Schlaganfall.


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Methodik

Design Untersucherverblindete, randomisierte und kontrollierte Studie.

Ein- und Ausschlusskriterien Eingeschlossen wurden Patienten im Alter von über 50 Jahren nach dem ersten ischämischen Schlaganfall, der mehr als sechs Monate zurücklag. Die Patienten sollten Gleichgewichtsdefizite aufweisen (im Mini-Balance Evaluation System Test – MBEST-Score ≤ 25 Punkten) und in der Lage sein, ohne Hilfe mindestens 10 m zu gehen. Ausgeschlossen wurden Patienten mit anderen neurologischen Erkrankungen, signifikanter rezeptiver oder expressiver Aphasie oder erheblichen kognitiven Beeinträchtigungen (Montreal Cognitive Assessment Score < 21).

Interventionen Die Teilnehmer wurden per Zufall in Blöcke von je zwölf Personen einer von drei Interventionsgruppen zugeteilt:

  • 1. Gruppe: Doppelaufgabentraining, in dem Balance- und Gehübungen durchgeführt und parallel dazu kognitive Aufgaben gestellt wurden.

  • 2. Gruppe: einfaches aufgabenspezifisches Training, in dem Balance- und Gangübungen durchgeführt und kognitive Aufgaben anschließend gestellt wurden.

  • 3. Gruppe: Übungsprogramm für die obere Extremität; dieses beinhaltete Dehnung und Kräftigungsübungen.

In allen drei Gruppen wurde über acht Wochen dreimal die Woche 60 Minuten geübt.

Messungen Primäre abhängige Variable war laut Protokoll der Autoren die Zeit im Timed-up-and-go-Test (TUG), jeweils mit und ohne Doppelaufgaben beim Testen. Sekundäre abhängige Variablen umfassten die Gehgeschwindigkeit im 10-m-Gehtest mit und ohne Doppelaufgaben, Sensory-Organization-Test, Hindernisse überschreiten, den MBEST, die Activities-specific Balance Confidence Scale, den Frenchay Activities Index und die schlaganfallspezifische Lebensqualität. Ebenfalls wurde die Anzahl der Stürze im Untersuchungszeitraum erhoben. Alle Variablen sollten vor Beginn des Programms und nach acht Wochen erhoben werden.


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Ergebnisse

Insgesamt wurden 84 Patienten im mittleren Alter von 61 Jahren und im Mittel 75 Monate nach Schlaganfall in die Studie eingeschlossen und ausgewertet. Insbesondere die Gruppe, die mit Doppelaufgaben trainierte, verbesserte sich hinsichtlich der Leistung im TUG-Test, wenn verbale Doppelaufgaben gestellt wurden. Etwa 20–30 % weniger Patienten stürzten in den Gruppen mit kognitiven Aufgaben im Vergleich zur Kontrollgruppe mit leichtem Vorteil zugunsten der Gruppe mit Doppelaufgaben. Zu den anderen im Protokoll geplanten Parametern finden sich in der Publikation keine Auswertungen.


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Schlussfolgerung

Die Autoren schlussfolgern, dass das Üben mit Doppelaufgaben sich bei der Verbesserung des Gehens mit kognitiven Doppelaufgaben bewährt und sich dabei Stürze und sturzbezogene Verletzungen verringern. Sie stellten aber keinen Einfluss auf Aktivitäten oder die Lebensqualität fest.


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