Zusammenfassung
Geschätzt werden in Deutschland etwa 1 Million Patienten mit Glukokortikoiden behandelt.
Etwa jeder Zehnte entwickelt einen Steroiddiabetes, dessen Entstehung durch verschiedene
Risikofaktoren begünstigt werden kann. Außerdem hängt das Risiko einer Diabetesentwicklung
von der Glukokortikoiddosierung ab, bei systemischer Therapie ist das Risiko höher
als bei lokaler. Auch die topische Glukokortikoidanwendung schließt eine Diabetesentwicklung
als unerwünschte Arzneimittelwirkung jedoch nicht aus. Die Entwicklung eines Steroiddiabetes
ist auch Symptom des seltenen Cushing-Syndroms. Besteht ein klinischer Verdacht auf
das Vorliegen dieses endogenen Hyperkortisolismus, sollte die Diagnostik und Differenzialdiagnostik
des Cushing-Syndroms durch laborchemische Screeningtests begonnen werden, unerkannt
hat das Cushing-Syndrom eine hohe Morbidität und Mortalität. Bei der Glukokortikoidtherapie
mit unphysiologischen Glukokortikoiddosierungen von über 5 mg Prednisolonäquivalent
täglich resultiert daraus eine zunehmende Insulinresistenz mit der Folge der hyperglykämischen
Entgleisung. Aktuelle Studien erlauben genauere Einblicke in die intrazellulären Kortisoleffekte.
Die Diabetesdiagnose wird nach den üblichen Kriterien gestellt. Bei Patienten mit
nachgewiesener Glukosetoleranzstörung ist ebenso wie bei Patienten ohne vorbestehenden
Diabetes zunächst eine Schulung erforderlich, eine orale Diabetestherapie mit Metformin
oder auch Dipeptidylpeptidase (DPP)-4-Hemmern kann hilfreich sein, unter Umständen
wird eine Insulinbehandlung notwendig. Bei Patienten mit bekanntem und bereits behandeltem
Diabetes ist die Therapie zu eskalieren. Eine zusätzliche Insulintherapie ist zumeist
erforderlich, vorherige Insulinmengen müssen um bis zu 100 % gesteigert werden. Wegen
der vordergründig postprandialen Hyperglykämie wird die Zugabe von prandialem Humaninsulin
gegenüber einem Basalinsulin bevorzugt. Risikofaktoren für die Entwicklung einer Hypoglykämie
sind ebenfalls zu berücksichtigen. Es kann nicht durchgängig davon ausgegangen werden,
dass die Entwicklung eines steroidinduzierten Diabetes reversibel ist, eine entsprechende
Aufklärung der Patienten ist erforderlich.