Zusammenfassung
Künstliche neuronale Netze als Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) können der
Endoskopie neue Möglichkeiten eröffnen, etwa im Sinne einer automatischen Polypenerkennung
oder der präzisen Vorhersage des histopathologischen Befunds einer Läsion anhand ihres
endoskopischen Bildes. Während erste Versuche tatsächlich ein weitreichendes Potenzial
erahnen lassen, leiten sich öffentliche und medial transportierte Erwartungen häufig
mehr von einer abstrakten Faszination als von der detaillierten Funktionsweise der
Methoden ab. Dieser Artikel soll anhand einer selektiven Literaturübersicht ein intuitives
Verständnis der Methoden vermitteln und helfen, die Lücke zwischen Funktion und Faszination
zu schließen, um Potenzial und Grenzen dieser Techniken im Bereich der Endoskopie
realistisch abschätzen zu können.
Mit ihrem Erfolg bei der maschinellen Klassifikation von Bildern haben insbesondere
„tiefe neuronale Netze“ der KI nach jahrzehntelanger Forschung zu rasant anwachsendem
Interesse verholfen. Wir umreißen kurz die diesbezüglichen Entwicklungen und die Gründe
für ihre Bedeutung weit über die Informatik hinaus. Durch den Vergleich von maschinellem
und menschlichem Sehen wird ein Verständnis der detaillierten Funktionsweise dieser
Methoden und ihrer Erfolge bei Seh-Aufgaben vermittelt. Darauf aufbauend analysieren
wir die Funktionsweise jüngst demonstrierter Anwendungen in Hinblick auf methodische
Perspektiven und Grenzen, die Aussagekraft bisher erbrachter Leistungsnachweise und
die Notwendigkeit weiterer Tests. Zudem geben wir einen Eindruck von weiteren, konkret
absehbaren Einzelanwendungen und besprechen, welchen Charakter diese dem Einsatz der
künstlichen Intelligenz in der Endoskopie insgesamt geben könnten.
Schlüsselwörter
Endoskopie - künstliche Intelligenz - deep learning - tiefe neuronale Netze - computer-aided
detection - computer-aided diagnosis - maschinelles Sehen