Zusammenfassung
Hintergrund Die radiologische Bildgebung bietet für die Früherkennung von Krankheiten vielversprechende
Perspektiven. In Deutschland wurden die rechtlichen Grundlagen für derartige Untersuchungen
mit dem Strahlenschutzgesetz geschaffen, das am 31. Dezember 2018 in Kraft getreten
ist. Danach bedarf es für jede Art von strahlendiagnostischer Früherkennung nichtübertragbarer
Erkrankungen einer generischen Zulassung durch eine Rechtsverordnung, in der die jeweiligen
Anforderungen und Bedingungen festgelegt werden. Ziel der vorliegenden Arbeit ist
es, 1. die neue Rechtslage vorzustellen und 2. aktuelle Leistungsangebote zur Früherkennung
bei asymptomatischen Personen am Beispiel von CT-Untersuchungen zu bewerten.
Methode Im Februar 2019 wurden radiologische Einrichtungen in Deutschland identifiziert,
die rechtswidrig CT-Untersuchungen zur Früherkennung von Lungen- und Darmkrebs sowie
der koronaren Herzkrankheit im Internet angeboten haben. Pro Fragestellung wurden
50 einschlägige Websites insbesondere zu den vermittelten grundlegenden Informationen
zur angebotenen Früherkennung sowie zum konkreten Vorgehen analysiert.
Ergebnisse Die auf den Websites vermittelten Informationen waren in der weit überwiegenden Mehrheit
unzureichend und betonten einseitig den Nutzen gegenüber den Risiken der Früherkennung.
Darüber hinaus unterschieden sich die Angebote erheblich u. a. bezüglich des Alters
und der Risikofaktoren möglicher Teilnehmer, der Häufigkeit der Tests, der Durchführung
der jeweiligen Untersuchung sowie der Abklärungsdiagnostik.
Schlussfolgerung Die bewerteten Leistungsangebote belegen nachdrücklich die Notwendigkeit, Anforderungen
und Bedingungen an radiologische Früherkennungsmaßnahmen in Rechtsverordnungen festzulegen,
um eine informierte Entscheidung potenzieller Teilnehmer sowie den Nutzen gegenüber
den Risiken der Maßnahmen zu gewährleisten.
Kernaussagen:
Studien höchsten Evidenzgrades belegen für mehrere Krankheiten den Nutzen der radiologischen
Früherkennung.
Radiologische Früherkennungsuntersuchungen bedürfen in Deutschland der Zulassung durch
Rechtsverordnung.
Derzeit ist ausschließlich die Brustkrebsfrüherkennung mittels der Röntgen-Mammografie
zugelassen.
In Deutschland derzeit durchgeführte CT-Früherkennungsuntersuchungen erfüllen weder
die rechtlichen noch die fachlichen Anforderungen.
Im Hinblick auf eine mögliche Zulassung der CT-Lungenkrebsfrüherkennung wurde ein
Bewertungsprozess initiiert.
Zitierweise
Brix G, Nekolla EA, Griebel J. Early Detection of Diseases by Radiological Imaging:
New Legal Situation and Evaluation of Service Offers using CT Examinations as an Example.
Fortschr Röntgenstr 2020; 192: 139 – 149
Key words screening - asymptomatic persons - radiological imaging - radiation protection legislation
- informed decision