Zusammenfassung
Arthrotische Gelenkveränderungen weisen eine Vielzahl an Ursachen auf. Ist eine eindeutige
Zuordnung nicht möglich, spricht man von primären Arthrosen, hingegen kann die Entwicklung
sekundärer Arthrosen auf konkrete Risikofaktoren zurückgeführt werden. Einen Großteil
davon bilden angeborene und idiopathische Fehlstellungen, die auch als präarthrotische
Deformitäten bezeichnet werden. Eine sekundäre Arthrose manifestiert sich in der Regel
bereits in deutlich jüngerem Lebensalter als ein primärer Gelenkverschleiß, gerade
deshalb ist die rechtzeitige Diagnosestellung von entscheidender Bedeutung. Angeborene
und idiopathische Deformitäten bleiben meist lange asymptomatisch, was die Diagnostik
deutlich erschwert. In den letzten Jahren hat die Früherkennung häufiger Deformitäten
jedoch stark an Bedeutung gewonnen, wie man am Beispiel der Sonografie zur Beurteilung
der Hüftreifung im Rahmen der kindlichen Vorsorgeuntersuchung erkennen kann. Je nach
Art der Deformität ist sowohl eine konservative, als auch eine operative Therapie
möglich. Dabei spielt der richtige Zeitpunkt für den Therapiebeginn eine wichtige
Rolle, denn sowohl ein Abwarten des Spontanverlaufs wie bei auffälligen frontalen
Beinachsen, aber auch eine sofortige Behandlung wie bei der Hüftdysplasie können lege
artis sein. Zu den häufigsten operativen Maßnahmen zählen die Wachstumslenkung und
die Umstellungsosteotomie. Ziel der Therapie ist die Reduktion des Arthroserisikos
auf das der Durchschnittsbevölkerung durch Wiederherstellung anatomisch und biomechanisch
korrekter Stellungsverhältnisse. Folglich handelt es sich bei der Behandlung von präarthrotischen
Deformitäten um präventive, gelenkerhaltende Maßnahmen, die in der Regel schonender
und komplikationsärmer sind, als ein späterer endoprothetischer Gelenkersatz. Die
Gefahr eines verspäteten Behandlungsbeginns ist die Notwendigkeit (aufwendigerer)
operativer Interventionen.
Abstract
Osteoarthritis (OA) is the most common joint disease and can be caused by numerous
conditions. A large percentage of secondary OA cases is induced by congenital and
idiopathic deformities of the lower limbs, which are often asymptomatic on clinical
examination. As secondary OA usually occurs at a younger age than primary OA, early
diagnostic investigation and treatment are crucial. Depending on the type and severity
of lower limb deformities, conservative and surgical treatment can be considered.
Monitoring the natural course of a condition or starting early treatment can both
be the correct treatment option. The purpose of treatment is to reduce the risk of
OA to that of the average population by restoring the anatomically and biomechanically
correct position. Consequently, the treatment of lower limb deformities consists in
preventive, joint-preserving interventions and is usually less invasive and associated
with fewer complications than endoprosthetic joint replacement performed at a later
point in time. Depending on the residual growth, a delayed start of treatment may
be associated with a (more complex) surgical intervention.
Schlüsselwörter
Präarthrotische Deformität - Kinderorthopädie - Sekundäre Arthrose
Key words
prevention - secondary osteoarthritis - paediatric orthopaedics