retten! 2020; 9(03): 164-171
DOI: 10.1055/a-1090-8433
Fit für den Notfallsanitäter

Sepsis – Das sollten Sie wissen für die Ergänzungsprüfung

Rico Kuhnke
,
Thomas Ahne

retten! macht Sie fit für den Notfallsanitäter: In jeder Ausgabe arbeiten wir anhand eines Fallbeispiels einen interessanten Einsatz algorithmenkonform auf. Anhand von exemplarischen Fragen zu erweiterten Notfallmaßnahmen, Kommunikation und Rahmenbedingungen können Sie sich auf die Ergänzungsprüfung vorbereiten – egal, in welchem Bundesland Sie arbeiten.

Kommentar

von Dr. med. Sebastian Casu, MHBA, Chefarzt der Klinik für Intensiv- und Notfallmedizin im Helios Klinikum Salzgitter und Stellv. Med. Direktor AMLS (Advanced Medical Life Support) Deutschland

Die Sepsis ist ein lebensbedrohliches Erkrankungsbild. Allein in Deutschland sterben jährlich ca. 60 000 Menschen an dieser Organdysfunktion, die durch eine Dysregulation der körpereigenen Antwort auf eine Infektion verursacht wird.

Dem Rettungsdienst kommt in der Versorgung eine Schlüsselrolle zu, denn über 40 % dieser in Kliniken behandelten Patienten erwerben ihre Infektion ambulant und haben somit häufig den medizinischen Erstkontakt mit Rettungsfachpersonal. Allein aufgrund präklinischer Diagnose und entsprechender Übergabe in der Notaufnahme erhalten die Patienten ca. 45 Minuten früher ihre innerklinische Therapie und die erste Antibiotikagabe. Dadurch wird ihre Überlebenswahrscheinlichkeit wesentlich verbessert.

Somit gilt es für den Rettungsdienst, bei Verdacht auf eine Infektion als mögliche Differenzialdiagnose die Sepsis zu bedenken und aktiv nach Anzeichen eines Organversagens zu suchen. Dafür wurde der qSOFA-Score retrospektiv anhand klinischer Daten evaluiert, mit Veröffentlichung der Sepsis-3-Definition im Jahr 2016 empfohlen und konsequenterweise zunächst in den Rettungsdienst übertragen. Erfüllt der Patient mindestens 2 der 3 Kriterien des qSOFA-Score, ist dies prognostisch mit einer erhöhten Mortalität und einer häufigeren Intensivtherapie verbunden.

Um dem Stellenwert der Sepsis gerecht zu werden, stellt der DBRD einen Muster-Algorithmus zur Verfügung, der die wesentlichen Aspekte des präklinischen Managements im Einklang mit den Empfehlungen internationaler Fachgesellschaften umfasst. Dabei stehen neben der Sicherung der Vitalfunktionen und der frühzeitigen Verdachtsdiagnose die adäquate Infusionstherapie sowie der rasche Transport in das nächstgelegene geeignete Zentrum mit entsprechendem Übergabeprozedere im Mittelpunkt. Der DBRD-Algorithmus kann selbstverständlich nur als Hilfestellung betrachtet werden, denn er nimmt uns nicht ab, täglich an die wichtige Differenzialdiagnose der Sepsis zu denken.



Publication History

Article published online:
06 July 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York