Fortschr Neurol Psychiatr 2020; 88(11): 696-697
DOI: 10.1055/a-1130-7914
Editorial

Der IQCODE – Fremdbeurteilung kognitiver Veränderungen im Alter

IQCODE – Informant report of cognitive changes with age
Claus-W. Wallesch

Der IQCODE (Informant Questionnaire on Cognitive Decline in the Elderly) ist ein Fremdratinginstrument, das überwiegend als Screeningtest bei Hinweisen auf Demenz eingesetzt wird. Der Fragebogen ist weitestgehend intelligenz- und bildungsunabhängig [1]. Eine dem Probanden nahestehende Person wird befragt, ob dieser in Alltagssituationen, die Gedächtnis oder Intelligenz erfordern, besser, gleich oder schlechter zurechtkommt als 10 Jahre zuvor. Der Test umfasste ursprünglich 26 Fragen, im Weiteren wurden Kurzformen und Protokolle zur telefonischen Befragung entwickelt [2]. Der Test weist gute psychometrische Eigenschaften auf und trennt zuverlässig Gesunde und Patienten mit leichter kognitiver Störung von Patienten mit Demenz [3].

Engelhardt et al. [4] befragten Angehörige von Schlaganfallpatienten oder andere nahestehende Personen zu deren kognitiven Veränderungen in den letzten 10 Jahren vor Schlaganfall persönlich und telefonisch mit der 26-Item Version des IQCODE. Die Abfolge der Befragungen erfolgte in randomisierter Reihenfolge im Abstand von ca. 2 Wochen. Es ergaben sich hohe Übereinstimmungen zwischen persönlicher und telefonischer Befragung und ebenfalls hohe Übereinstimmungen mit einer aus den trennschärfsten 10 Items erstellten Kurzversion zur telefonischen Befragung. Den Autoren scheint es gelungen zu sein, ein einfach zu handhabendes Instrument zur Erfassung prämorbid bestehender kognitiver Einschränkungen von Schlaganfallpatienten zu entwickeln. Das Instrument ist nur mit Einschränkungen auf Patienten mit anderen Hirnerkrankungen anwendbar. Der Vergleich mit einer anderen Kurzform, die an Patienten mit Demenz und milder kognitiver Störung validiert wurde, ergibt Unterschiede hinsichtlich der trennschärfsten Items [5].

Dem Schlaganfall-IQCODE ist breite Anwendung zu wünschen. Informationen über bereits prämorbiden kognitiven Abbau sind für Prognosestellung und Rehabilitation von großer Bedeutung. Wichtig erscheint mir die Entwicklung eines ähnlichen Instruments für den Zeitraum von 6 Monaten bis 3 Jahre nach Schlaganfall, um auf Patienten mit progredienter Post-Stroke Dementia [6] screenen zu können. Auch hier bietet der IQCODE den Vorteil der Bildungs- und Intelligenzunabhängigkeit.

Eine Evaluation des Instruments an z. B. Patienten mit M.Parkinson und anschließende Entwicklung einer Telefonversion dürfte geeignet sein, dementielle Entwicklungen auch bei dieser Erkrankung zu erkennen. Auch hier sollte ein Instrument mit kürzerem Vergleichszeitraum verwendet werden. In diesem Zusammenhang ist von Interesse, dass ein Instrument der Angehörigenbefragung zur Initialsymptomatik trennscharf eine Differentialdiagnose zwischen verschiedenen Demenzerkrankungen ermöglichte [7].

Der IQCODE wurde in 15 europäische Sprachen übersetzt und in diesen evaluiert.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. November 2020

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  • Literatur

  • 1 Jorm AF, Jacomb PA. The Informant Questionnaire on Cognitive Decline in the Elderly (IQCODE): Sociodemographic correlates, reliability, validity and some norms. Psychol Med 19 1989; 1015-1022
  • 2 Jorm AF. The informant questionnaire on cognitive decline in the elderly (IQCODE): A review. Int Psychogeriatr 2004; 16: 275-293
  • 3 Wolf SA, Kubatschek K, Henry M. , et al. Fremdbeurteilung kognitiver Veränderungen im Alter. Nervenarzt 80 2009; 1176-1180
  • 4 Engelhardt S, Wiedmann S, Rücker V. , et al. Entwicklung einer deutschen Telefonversion des IQCODE (Informant Questionnaire on Cognitive Decline in the Elderly) innerhalb einer Kohorte von Angehörigen von Patienten nach ischämischem Schlaganfall. Fortschr Neurol Psychiatr. 2020 (dieses Heft)
  • 5 Ehrensperger MM, Bettes M, Taylor KI. , et al. Screening properties oft he German IQCODE with a two-year timeframe in MCI and Alzheimer`s disease. Int Psychogeriatr 2010; 22: 91-100
  • 6 Henn H, Pasquier F, Leys D. Poststroke dementia. Cerebrovasc Dis 2006; 22: 61-70
  • 7 Shinagawa S, Ikeda M, Fukuhara R, Tanabe H. Initial symptoms in frontotemporal dementia and semantic dementia compared with Alzheimer´s disease. Dement Geriatr Cogn Disord 2006; 21: 74-80