Notfallmedizin up2date 2022; 17(01): 89-110
DOI: 10.1055/a-1195-7860
Traumatologische und chirurgische Notfälle

Sport- und Freizeitverletzungen – am Beispiel des Mountainbikers

Sebastian Kahr
,
Alexander Klug
,
Uwe Schweigkofler

Sport in der Freizeit erfreut sich steigender Beliebtheit. Nicht von ungefähr nehmen Sport- und Fahrradunfälle einen großen Anteil der Freizeitunfälle ein und somit ist auch der Rettungsdienst vermehrt in die präklinische Versorgung verunglückter Sportler involviert. Dieser Beitrag fokussiert die Versorgung verunfallter Radfahrer und hier insbesondere die der Mountainbiker.

Kernaussagen
  • Im Rahmen von Mountainbike-Unfällen treten insbesondere Verletzungen der oberen und unteren Extremitäten auf. Häufig betroffen sind junge Männer zwischen 20 und 30 Jahren.

  • Bei potenziell lebensbedrohlicher Verletzung dürfen die erforderlichen Maßnahmen nicht durch die Behandlung nicht vital bedrohlicher Verletzungen verzögert werden.

  • Die HWS-Immobilisation sollte mittels HWS-Immobilisationsschiene in Neutralposition durchgeführt werden. Als Entscheidungshilfe für die Indikationsstellung kann die Canadian C Spine Rule genutzt werden.

  • Bereits bei V. a. Fraktur erfolgt die Ruhigstellung der betroffenen Extremität (Prüfung der pDMS vor und nach Anlage der Schienung).

  • Bei grob dislozierten Frakturen, besonders bei peripherem sensomotorischem Defizit, sollte nach adäquater Analgesie eine Reposition der Fraktur unter axialem Zug erfolgen (nach Reposition pDMS erneut prüfen und dokumentieren).

  • Bei Anlage eines Beckengurts ist auf die korrekte Position auf Höhe der großen Trochanteren zu achten.

  • Eine Milzverletzung kann auch vorliegen, wenn initial keine Schmerzen nach stumpfem Bauchtrauma (Fahrradlenker) bestehen. Bei plötzlich auftretender Symptomatik bis hin zu hämodynamischer Instabilität nach symptomarmem Intervall immer an eine 2-zeitige Milzruptur denken!

  • Bei posttraumatischer Bewusstlosigkeit liegt nicht selten eine zusätzliche Verletzung der Wirbelsäule vor.

  • Die primären Hirnschäden bei Schädel-Hirn-Trauma können therapeutisch nicht beeinflusst werden; die präklinische Therapie kann jedoch die sekundären Traumafolgeschäden minimieren. Ziele sind: Normotonie (RRsyst. ≥ < 90 mmHg), Normoxämie (SpO2 ≥ 90%), Normothermie und Normoventilation.

  • Entscheidend wichtig sind die Auswahl des richtigen Transportmittels und der richtigen Zielklinik.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. März 2022

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