Zeitschrift für Phytotherapie 2020; 41(05): 245
DOI: 10.1055/a-1200-5241
Gesellschaftsnachrichten

Die Gesellschaft für Phytotherapie informiert

In memoriam Prof. Hans D. Reuter

Hans Reuter wurde am 16. Mai 1932 in Marburg geboren. 1952 begann er ein Chemiestudium an der dortigen Philipps-Universität. Über Arbeiten im Labor für Blutkonservierung in Marbach / Marburg kam er 1965 zum Institut für Biochemie der Universität Köln und wechselte dann zur Medizinischen Universitätsklinik als wissenschaftlicher Assistent. 1973 habilitierte er dort in experimenteller Hämatologie mit der Schrift „Untersuchungen zur Wirkung chemischer Substanzen auf die Funktion menschlicher Blutplättchen mit Hilfe standardisierter Methoden“. 1977 wurde er zum apl. Professor ernannt. Bei seinen Untersuchungen zur Beeinflussung der Thrombozytenaggregation durch chemische Stoffe und Arzneimittel bezog er auch Arzneipflanzen ein, insbesondere Allium sativum und dessen Inhaltsstoffe. Darüber publizierte er etliche Originalartikel und monografische Darstellungen. Von seinen über 370 Publikationen befassen sich ca. 150 mit Fragestellungen zur Phytotherapie. So verfasste er z. B. sieben Drogenmonografien und etliche Buchbeiträge, u. a. in dem Standardwerk „Side Effects of Drugs“ (Elsevier, Amsterdam).

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Prof. Hans D. Reuter (1932–2020).

Hans Reuter war von 1982–1990 und 1991–1992 Vorsitzender der 1981 gegründeten wissenschaftlichen Gesellschaft für Phytotherapie, danach bis 2007 ihr Vizepräsident und geschäftsführendes Vorstandsmitglied. Er kämpfte während des Übergangs zum 2. Arzneimittelgesetz ab den späten 1970er-Jahren um den Erhalt der Phytotherapie in vielen Gesprächen mit Politikern, mit Behörden und durch Öffentlichkeitsarbeit an vorderster Front. Ab 1985 war er Schriftleiter der Zeitschrift für Phytotherapie und verfasste insbesondere Tagungs- und Kongressberichte. Bereits 1982 betrieb er die Gründung der auch heute noch sehr aktiven Kooperation Phytopharmaka, in der über mehrere Jahrzehnte zunächst vor allem wissenschaftliche Materialien zu Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Phytopharmaka für Nachzulassungszwecke und für Monografien erarbeitet wurden. Infolge der zunehmenden Internationalisierung der wissenschaftlichen Phytotherapie, die er früh erkannt hatte, und der Verlagerung der Arzneimittelregulierung auf die europäische Ebene wurde er einer der Gründerväter der European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP).

Er hat mit viel Engagement die erste Homepage der Gesellschaft für Phytotherapie aufgebaut und sie bis in die späten 2000er-Jahre gepflegt. Zudem betreute er die Mitglieder der Gesellschaft in dieser Zeit und beantwortete die Laienanfragen bis fast zum 80sten Lebensjahr. Seine Adresse war lange der juristische Sitz der Gesellschaft. 2009 wurde er in Würdigung seiner großen Verdienste für die Gesellschaft für Phytotherapie zu ihrem Ehrenmitglied ernannt.

Hans Reuter war ein bescheidener Mensch, der sich auch im Interesse der Sache zurücknehmen konnte und dadurch seinen Zielen umso größeres Gewicht verlieh.

Die Gesellschaft für Phytotherapie ist Herrn Prof. Hans Reuter für sein großes Lebenswerk zutiefst dankbar. Im März 2020 ist er nun für immer von uns gegangen.

Prof. Dr. med. Karin Kraft

Präsidentin der Gesellschaft für Phytotherapie



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Article published online:
19 October 2020

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