Pneumologie 2020; 74(11): 787
DOI: 10.1055/a-1201-7158
Leserbrief

Zum Beitrag „Akute Luftnot auf See durch Fehleinschätzung von Vorerkrankungen“

A. Schoene

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Kollegen,

zunächst möchte ich für wertvolle Hinweise zu den Möglichkeiten und der Ausrüstung von Bordhospitalen auf verschiedenen Schiffstypen danken.

In der Tat wird man häufig wegen der Reisefähigkeit von chronisch Erkrankten konsultiert.

Im vorliegenden Fall präsentiert sich ein Patient mit einer jüngst zurückliegenden unauffälligen onkologischen Nachsorge mit Husten, einem sehr weitverbreiteten Symptom, dem Hausarzt (Pneumologie 2020; 74: 300–303) [1]. Offenkundig wird eine antibiotische und mukolytische Therapie durchgeführt unter der Diagnose eines Atemwegsinfektes und der Patient ermuntert, die Reise anzutreten.

4–5 Tage nach dem letzten Arztkontakt präsentiert sich der Patient mit Dyspnoe, es wird ein großer Pleuraerguss festgestellt, der nach klinischer Einschätzung maligne ist, dieser Einschätzung würde ich mich primär anschließen.

Durch wiederholtes Betonen, dass die Ehefrau nach der Reisefähigkeit gefragt hatte, und durch den Titel des Artikels wird eine Fehlbehandlung durch den Hausarzt suggeriert.

Nach dem Motto „Nach der Schlacht ist jeder Admiral“ sind solche Schlussfolgerungen leicht zu ziehen. Primär ist, insbesondere wenn eine onkologische Nachsorge unauffällig war, der Verdacht auf einen malignen Erguss eher gering einzustufen, zumal das Leitsymptom Husten war.

Gern wüsste ich, ob die Kollegen vor Verfassen des Artikels das kollegiale Gespräch mit dem Hausarzt gesucht haben. Wie war der Untersuchungsbefund? Auch wäre interessant zu wissen, zu welcher Verdachtsdiagnose sie selbst zu diesem Zeitpunkt gekommen wären.

Gänzlich unverständlich ist, warum ein Artikel mit einer „Kollegenschelte“ veröffentlich wird, ohne dass klar wird, wie die Befunde im Gesamten zum Zeitpunkt der primären Behandlung waren, und ohne dass die zu diesem Zeitpunkt erhobenen Befunde gewürdigt werden.

Eine Vorverurteilung in einem Fachjournal macht es dem Hausarzt nun unmöglich, die Situation mit Patient und Angehörigen zu klären.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Alexander Schoene



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
17. November 2020

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