Intensivmedizin up2date 2020; 16(03): 319-339
DOI: 10.1055/a-1214-9117
Pädiatrische Intensivmedizin

Nabelvenenkatheter in der neonatologischen Notfall- und Intensivbehandlung

Thomas Hoppen
,
Annika Paulun
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Der Nabelvenenkatheter (NVK) bietet dem Neonatologen postnatal bei schwieriger peripherer Venensituation oder bei einem kritisch kranken Früh-/Reifgeborenen mit Volumen- und/oder Katecholaminbedarf grundsätzlich eine rasche Gefäßzugangsmöglichkeit. Nachfolgend werden die zu beachtenden Aspekte für eine erfolgreiche Nabelvenenkatheteranlage auch unter Notfallbedingungen dargestellt und mögliche Gefahren und Risiken erläutert.

Kernaussagen
  • Der Nabelvenenkatheter (NVK) ist auch im Jahr 2020 weiterhin ein fester Bestandteil moderner Behandlungsstrategien in der Neonatologie.

  • Die Indikation für jeden NVK sollte außerhalb der Notfallsituation sehr streng gestellt werden.

  • Zum Verständnis bedarf es aufseiten des Anwenders einiger grundsätzlicher anatomischer Kenntnisse. Günstig sind die Verwendung einer Checkliste und ein standardisiertes Vorgehen bei der NVK-Anlage.

  • Häufig ist der Versuch der korrekten zentralen Positionierung eines NVK mit einer hohen primären Fehllagenrate verbunden. Zudem ist die Bewertung einer korrekten zentralen NVK-Positionierung abhängig von der Kontrollmethode und der exakten Definition des Zielbereichs.

  • Komplikationen durch den Katheter, wie Thrombosen und Infektionen, lassen sich u a. durch eine kurze Liegezeit und engmaschige sonografische Untersuchungen vermindern. Bei Beachtung entsprechender Vorsichtsmaßnahmen kann allerdings auch eine längerfristige Katheterverweildauer in zentraler Position über dieses Gefäß etabliert werden.

  • Für den Notfall im Kreißsaal sollte die „Speed-Focused-NVK-Anlage“ mittels Insertionstechnik mit einer Knopfkanüle [43], [44] oder einem NVK bzw. einer Venenverweilkanüle, bei der diese lediglich peripher in die Nabelvene eingeführt werden, von allen Teammitgliedern in der Neonatologie und Geburtshilfe inkl. Hebammen geübt und beherrscht werden.

  • Bei reifen Neugeborenen besteht die Diskussion, ob eine i. o. Kanüle eine schnellere und ggf. einfachere Alternative als eine Notfallkanüle in der Nabelvene, zumindest in der Reanimationssituation und für nicht primär neonatologisch tätige Kollegen (z. B. Notärzte), darstellt.

  • Aufgrund der aktuellen Datenlage ist davon auszugehen, dass auch der i. o. Zugang als Notfallzugang in den ILCOR-Leitlinien zur Neugeborenen-CPR 2021 empfohlen werden wird [4], [6].



Publication History

Article published online:
17 August 2020

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