Allgemeinmedizin up2date 2021; 2(01): 39-56
DOI: 10.1055/a-1220-8145
Symptome – Syndrome

Das Parkinson-Syndrom in der allgemeinmedizinischen Praxis

Reinhold Glehr
,
Tobias Schöberl
,
Werner Seel

Die Begleitperson berichtet Ihnen unspezifische Symptome, die sich nur langsam verändern und vom Betroffenen gar nicht wahrgenommen werden. In anderen Fällen könnte ein essenzieller Tremor vorliegen, oder es ist eine medikamentös induzierte Parkinson-Symptomatik zu bedenken, oder Sie sind mit der psychosozialen Situation des Erkrankten konfrontiert. Dieser Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie diagnostisch und therapeutisch adäquat handeln können.

Fallbeispiel 2

Medikamentös induzierte Parkinson-Symptomatik

Eine 75-jährige Patientin kommt mit ihrer Tochter in die Ordination. Seit Jahren leide die Mutter unter Depressionen und Ängsten, sie stehe unter laufender Neuroleptikatherapie. In den letzten Monaten verschlechtere sich der Zustand zunehmend. Sie leide unter einer zunehmenden Gang- und Bewegungsstörung, verliere ihre Mimik, werde zunehmend hilfsbedürftiger. Außerdem falle ein vermehrtes Zittern auf, wechselnd im Bereich der Arme, des Kopfes, zwischendurch sei der ganze Körper betroffen. Im Rahmen eines stationären Aufenthaltes auf einer psychiatrischen Abteilung sei ein dopaminerges Medikament verordnet worden, seither habe sich keine Besserung gezeigt. Die Tochter nehme weiterhin eine Verschlechterung wahr.

Kernaussagen
  • Die frühen Parkinson-Symptome entwickeln sich schleichend, individuell sehr unterschiedlich und sind von Symptomen des normalen Alterungsprozesses oft schwer zu unterscheiden.

  • Essenzieller Tremor tritt häufiger auf als eine Parkinson-Erkrankung, betrifft hauptsächlich Hände und Arme beidseits, und nimmt bei Bewegung zu und in Ruhe ab.

  • Die Therapie des idiopathischen Morbus Parkinson sollte rechtzeitig, altersgerecht und effizient beginnen und sich nicht ausschließlich auf eine medikamentöse Behandlung beschränken.

  • Eine multiprofessionelle Strategie, bei der Hausärzte/-innen eine sehr zentrale Funktion haben können, sollte essenziell sein.

  • Vegetative Störungen treten sowohl als Teil der Erkrankung auf als auch in Form von Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie.

  • Bei frühzeitig auftretenden schweren Störungen des autonomen Nervensystems sollte an ein atypisches Parkinson-Syndrom gedacht werden.

  • Bei raschen Veränderungen des klinischen Bildes sollten Infekte, Exsikkose und Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie bedacht werden.

  • Psychologische Unterstützung ist vor allem in späteren Stadien sowohl für Betroffene als auch für ihre Angehörigen von Bedeutung.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. Februar 2021

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