Arthritis und Rheuma 2020; 40(04): 282-283
DOI: 10.1055/a-1225-6146
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klinische Untersuchung der Halte- und Bewegungsorgane

Ralph Gaulke
1   Hannover
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Publication Date:
20 August 2020 (online)

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Bruns J. B., Bruns A. J. S. Stuttgart: Georg Thieme Verlag 2019; 256 S, 602 Abb, 107,99 €. ISBN 9783132050617

In den letzten Jahrzehnten hat die bildgebende Diagnostik insbesondere durch Sonografie, Computertomografie und Kernspintomografie einen sehr hohen Stellenwert erlangt. Dies hat leider dazu geführt, dass in der klinischen Ausbildung die rudimentäre klinische Untersuchung wohl noch gelehrt wird, spezielle Tests hingegen, welche Rückschlüsse auf die Anatomie und deren Pathologien zulassen, zunehmend in Vergessenheit geraten sind. Zudem wurden zahlreiche weitere klinische Tests im Laufe der Zeit entwickelt und verfeinert, welche zum Teil nur dem Experten für die jeweilige Körperregion bzw. das jeweilige Gelenk bekannt sind. Die klinische Untersuchung lässt sich relativ schlecht textlich erklären. Aus diesem Grund ist das vorliegende Buch besonders positiv hervorzuheben, da durch zahlreiche klinische Bilder die Tests so anschaulich dargestellt und beschrieben werden, dass diese auch vom ungeübten Untersuchenden durchgeführt werden können. Dennoch ist es natürlich selbstverständlich notwendig, die klinische Untersuchung in der täglichen Praxis zu üben und die Anwendung durch eine/n erfahrene/n Untersucher/in überprüfen zu lassen, um letztendlich Sicherheit zu gewinnen.

Das Werk ist systematisch nach anatomischen Regionen geordnet. Alle Untersuchungstechniken werden an klinischen Bildern, ergänzt durch zahlreiche Schemazeichnungen, demonstriert. Besonders hervorzuheben sind die Textkästen, die auf mögliche Fehler ebenso hinweisen wie auf Pathologien nach denen explizit gesucht werden muss, wie z. B. dem Kompartmentsyndrom des Unterschenkels bei Verletzung der unteren Extremität. Neben den klinischen Tests der Gelenke und der Wirbelsäule wird auch die neurologische Untersuchung dezidiert beschrieben. So werden die Dermatome der verschiedenen Körperregionen in Schemazeichnungen farblich gut voneinander abgrenzbar dargestellt. Sehr viele Tests sind den Untersuchungstechniken der manuellen Medizin entnommen und helfen dem Untersuchenden sehr spezifisch die Schmerzursache bzw. die Bewegungsstörung auch dort zu erkennen, wo viele Gelenke nah beieinander liegen, wie z. B. in der Handwurzel, der Fußwurzel oder an der Wirbelsäule.

Zusammenfassend bietet das Werk einen sehr guten Überblick über die Untersuchungstechniken des Bewegungsapparates und ist somit schon Studierenden im praktischen Jahr aber auch jungen AssistentInnen besonders zu empfehlen. In Zeiten zunehmender Spezialisierung der Ärzteschaft ist es auch erfahrenen KollegInnen zur Rekapitulation in Körperregionen, welche sie nicht so häufig untersuchen, eine willkommene Hilfe. Nicht nur OrthopädInnen und UnfallchirurgInnen, sondern auch internistischen RheumatologInnen und HausärztInnen ist dieses Buch sehr zu empfehlen, um unbekannte, in Arztbriefen beschriebene Tests in Wort und Bild sehr schnell nachzuvollziehen.

Prof. Dr. Ralph Gaulke, Hannover