Abstract
Hemorrhage after trauma remains a significant cause of preventable death. Trauma-induced
coagulopathy (TIC) at the time of hospital admission is associated with an impaired
outcome. Rather than a universal phenotype, TIC represents a complex hemostatic disorder,
and standard coagulation tests are not designed to adequately reflect the complexity
of TIC. Viscoelastic testing (VET) has gained increasing interest for the characterization
of TIC because it provides a more comprehensive depiction of the coagulation process.
Thus, VET has been established as a point-of-care-available hemostatic monitoring
tool in many trauma centers. Damage-control resuscitation and early administration
of tranexamic acid provide the basis for treating TIC. To improve survival, ratio-driven
massive transfusion protocols favoring early and high-dose plasma transfusion have
been implemented in many trauma centers around the world. Although plasma contains
all coagulation factors and inhibitors, only high-volume plasma transfusion allows
for adequate substitution of lacking coagulation proteins. However, high-volume plasma
transfusion has been associated with several relevant risks. In some European trauma
facilities, a more individualized hemostatic therapy concept has been implemented.
The hemostatic profile of the bleeding patient is evaluated by VET. Subsequently,
goal-directed hemostatic therapy is primarily based on coagulation factor concentrates
such as fibrinogen concentrate or prothrombin complex concentrate. However, a clear
difference in survival benefit between these two treatment strategies has not yet
been shown. This concise review aims to summarize current evidence for different diagnostic
and therapeutic strategies in patients with TIC.
Zusammenfassung
Nach wie vor sind Blutungen die Ursache eines relevanten Anteils potentiell behandelbarer
Todesfälle bei TraumapatientInnen. Das Auftreten einer trauma-induzierten Koagulopathie
(TIC) bei Aufnahme ist mit einem schlechteren Outcome dieser PatientInnen assoziiert.
TIC stellt eine komplexe Störung des Gerinnungssystems dar und wird durch Standardgerinnungstests
nicht adäquat abgebildet. Aufgrund der umfassenderen Darstellung des Gerinnungsprozesses
haben viskoelastische Tests (VET) an Bedeutung in der Charakterisierung von TIC gewonnen.
VET werden daher zunehmend als bettseitig verfügbare gerinnungsspezifische Monitoringmöglichkeit
verwendet. Die sogenannte “Damage-Control Resuscitation” sowie die frühzeitige Gabe
von Tranexamsäure stellen die Basis der Behandlung von PatientInnen mit TIC dar. In
der Hoffnung auf einen Überlebensvorteil haben viele Traumazentren weltweit Massivtransfusionsprotokolle
eingeführt, welche eine frühzeitige und hochdosierte Transfusion von Plasma vorsehen.
Plasma enthält alle Gerinnungsfaktoren sowie Gerinnungsinhibitoren; ein adäquater
Ersatz der fehlenden Gerinnungsfaktoren bei blutenden PatientInnen kann jedoch nur
durch Transfusion großer Volumina erreicht werden. Allerdings wurden für die Gabe
großer Mengen an Plasmen relevante Risiken beschrieben. In einigen europäischen Traumazentren
wird in diesem Zusammenhang zunehmend ein individualisiertes hämostatisches Therapiekonzept
zur Behandlung von TraumapatientInnen verfolgt. Hierbei wird das individuelle, tatsächlich
vorliegende Gerinnungsprofil der PatientInnen anhand von VET dargestellt. Die nachfolgende
zielgerichtete Therapie basiert hauptsächlich auf der Gabe von Gerinnungsfaktorkonzentraten
wie Fibrinogen oder Prothrombinkomplexkonzentrat. Ein klarer Vorteil in Bezug auf
das Überleben der PatientInnen konnte jedoch bis jetzt für keine der beiden Therapiestrategien
nachgewiesen werden. Das Ziel dieses Reviewartikel ist es, die aktuell verfügbare
Literatur für unterschiedliche diagnostische und therapeutische Vorgehen bei PatientInnen
mit TIC zusammenzufassen.
Keywords
trauma-induced coagulopathy - ratio-driven hemostatic therapy - goal-directed coagulation
therapy - viscoelastic testing
Schlüsselwörter
trauma-induzierte Koagulopathie - verhältnisgesteuerte hämostatische Therapie - zielgerichtete
Gerinnungstherapie - viskoelastische Prüfung