Zusammenfassung
Anamnese Eine 45-jährige Patientin wurde nach suizidaler Taxin-Intoxikation heimatnah stationär
aufgenommen. Im Rahmen der Erstversorgung wurde sie intubiert und bei hämodynamisch
relevanten bradykarden Rhythmusstörungen mehrfach reanimiert. Vor Verlegung in unser
Zentrum erfolgten noch eine Gastroskopie, die Anlage eines passageren Schrittmachers,
die Gabe von Natriumbikarbonat sowie die Gabe von Digitalis-Fab.
Untersuchungen und Diagnose Bei Übernahme war die Patientin tief sediert, intubiert, kontrolliert beatmet und
hoch Katecholamin-pflichtig. Der körperliche Untersuchungsbefund und eine Röntgen-Thorax-Untersuchung
waren unauffällig. Im Aufnahme-EKG fanden sich breite Kammerkomplexe. Echokardiografisch
hatte die Patientin normal große Herzhöhlen mit global hochgradig reduzierter Funktion
ohne Nachweis höhergradiger Klappenvitien.
Therapie und Verlauf Bei AV-Block Grad III und hochgradig eingeschränkter kardialer Funktion war die Therapie
mit einer passageren Schrittmacheranlage allein nicht ausreichend, und es wurde zusätzlich
mit Katecholaminen sowohl der Blutdruck stabilisiert wie auch positiv inotrop behandelt.
Nach Verlegung kam es wiederholt zu ventrikulären Tachykardien, welche unter Amiodaron-Gaben
sistierten. Nach 48-stündiger supportiver Therapie normalisierte sich die Herzfunktion.
Die komplikationslose Extubation der Patientin war im Verlauf möglich und die Patientin
konnte in eine psychiatrische Klinik zur weiteren Behandlung verlegt werden.
Folgerung Taxin-Intoxikationen sind insbesondere kardiotoxisch. Die passagere Schrittmachertherapie
trug zu einer Stabilisierung bei, eine Kreislaufunterstützung mit Katecholaminen war
dennoch erforderlich. Wenn die genannten Maßnahmen nicht ausreichen, sollte eine Unterstützung
durch eine extrakorporale Membranoxygenierung erwogen werden.
Abstract
Taxines are the active, poisonous constituents in yew plants (Taxus spp.) and can
result in life-threatening cardiac toxicity. Rapid elimination of yew plant material
and administration of active charcoal can limit absorption of toxins. Treatment is
confined to supportive care. Therapeutic interventions such as utilization of digoxin
immune fab, hemodialysis and temporary cardiac pacing may be utilized. Extracorporeal
life support should be considered for severe cases.
Schlüsselwörter
Eibe - Kardiotoxizität - Herzinsuffizienz
Key words
taxus poisoning - cardiac toxicity - heart failure