physioscience 2020; 16(04): 184-186
DOI: 10.1055/a-1241-5921
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Wie viele Reliabilitätsstudien brauchen wir noch? Eine kritische Würdigung des hochzervikalen Flexion-Rotationstests (FRT) am Beispiel von 3 Studien mit unterschiedlicher Methodik

How many more reliability studies do we need? A critical appraisal of the high-level flexion rotation test (FRT) using the example of 3 studies with different methodology

Zusammenfassung

Hintergrund

Der Flexion-Rotationstest (FRT) ist seit den frühen 2000er-Jahren anerkannt, um hochzervikale Dysfunktionen, primär der atlanto-axialen Gelenke zu untersuchen [1] [2]. Beim FRT wird die Kopfrotation aus maximaler zervikaler Flexion bestimmt. Ein Wert ≤ 32° Rotation zur jeweiligen Seite wird als Hinweis für eine Dysfunktion C1/2 betrachtet. Diese kann dann als ein möglicher (beitragender) Faktor für zervikale Kopfschmerzen interpretiert werden [2]. Es wurde eine Veränderungssensitivität von mindestens 7° ermittelt [3]. Im klinischen Alltag kann und sollte der FRT vor allem bei Patienten mit Kopfschmerzen und einer vermuteten zervikalen Beteiligung eingesetzt werden. Afferenzen aus den obersten drei zervikalen Segmenten können aufgrund ihrer Konvergenz mit dem Nervus trigeminus zu Symptomen wie Kopfschmerzen beitragen oder diese sogar verursachen. Der FRT kann sowohl diagnostisch als auch als Outcome-Instrument eingesetzt werden [1] [3].

Laut den Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS), definiert in der „International Classification of Heachache Disorders“, kann ein zervikaler Kopfschmerz vorliegen, wenn u. a. eine reduzierte zervikale Beweglichkeit zusammen mit Schmerzprovokationen den Kopfschmerz deutlich verschlimmern. Diese reduzierte Beweglichkeit könne auch mittels FRT bestimmt werden [4]. Die 3 im Folgenden vorgestellten Studien hatten alle zum Ziel, die Zuverlässigkeit (Reliabilität) des FRT zu untersuchen, sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Methodik. Bei Oliveira-Souza et al. wurde die Reliabilität weiterer Test an der Halswirbelsäule untersucht, bei Lüdtke et al. wurde zusätzlich die Validität des FRT untersucht [5] [6].


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
02. Dezember 2020

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  • Literatur

  • 1 Hall TM. et al. Intertester reliability and diagnostic validity of the cervical flexion-rotation test. J Mani Physiol Ther 2008; 31: 293-300
  • 2 Ogince M. et al. The diagnostic validity of the cervical flexion-rotation test in C1/2-related cervicogenic headache. Man Ther 2007; 12: 256-262
  • 3 Hall T. et al. Long-term stability and minimal detectable change of the cervical flexion-rotation test. J Orthop Sports Phys Ther 2010; 40: 225-229
  • 4 International Headache Society, Headache Classification Committee of the International Headache Society (IHS). The International Classification of Headache Disorders, 3rd edition. Cephalalgia; 2018 38. 1-211
  • 5 Luedtke K. et al. Concurrent validity and reliability of measuring range of motion during the cervical flexion rotation test with a novel digital goniometer. BMC Musculoskelet Disord 2020; 21: 535
  • 6 Oliveira-Souza AIS. et al Intrarater and Interrater Reliability of the Flexion Rotation Test and Cervical Range of Motion in People With Migraine. J Manipulative Physiol Ther 2020 [in press]
  • 7 Gugliotti M. et al. Between-week reliability of the cervical range of motion (CROM) device for upper cervical rotation. J Man Manip Ther 2020; 28 DOI: 10.1080/10669817.2020.1805691.
  • 8 Streiner DL, Norman GR. Health measurement scales. 4th ed. Oxford, UK: Oxford University Press; 2008 DOI: 10.1093/acprof:oso/9780199231881.001.0001
  • 9 de Vet HCW. et al Measurement in Medicine: A Practical Guide. Cambridge: Cambridge University Press; 2011
  • 10 Ernst MJ. et al. Extension and flexion in the upper cervical spine in neck pain patients. Man Ther 2015; 20: 547-552
  • 11 Zito G, Jull G, Story I. Clinical tests of musculoskeletal dysfunction in the diagnosis of cervicogenic headache. Man Ther 2006; 11: 118-29