Zusammenfassung
Hintergrund Die sympathische Ophthalmie (SO) ist eine seltene Entzündung eines operierten oder
verletzten Auges, die auf das Partnerauge übergreift. Es handelt sich meist um eine
bilaterale granulomatöse Panuveitis. Das traumatisierte Auge wird als das sympathische/auslösende
und das Partnerauge als das sympathisierende Auge bezeichnet. Die Pathophysiologie
der Krankheit ist zwar nicht völlig geklärt, jedoch liegen deutliche Belege für eine
autoimmune Genese vor.
Patienten/Material und Methoden Es wurde eine selektive Literaturrecherche zur Epidemiologie, Immunologie, Klinik
und Risikofaktoren der SO durchgeführt. Zusätzlich wurden eigene Erfahrung der multimodalen
Bildgebung zu diesem Krankheitsbild eingebracht.
Ergebnisse Die Inzidenz der SO wird aktuell mit ca. 0,1 – 3% nach traumatischen Augenverletzungen
und mit ca. 0,01% nach intraokularen Operationen angegeben. Unter den iatrogenen Ursachen
weist die vitreoretinale Chirurgie die höchste Rate auf, vermutlich aufgrund einer
Schrankenstörung mit Beteiligung retinalen und choroidalen Gewebes, die zu anteriorer
Traktion, Phthisis und chronischer Entzündung führen. Bei 90% der Patienten entwickelt
sich die Erkrankung innerhalb eines Jahres nach dem auslösenden Ereignis und geht
mit einem potenziell bilateralen Erblindungsrisiko einher. Zu den typischen Beschwerden
zählen beidseitige Sehstörungen mit Blendempfindlichkeit, dumpfen Schmerzen sowie
Photopsien. Das Spektrum klinischer Manifestationen reicht von einer granulomatösen
anterioren Uveitis und Vitritis, über Choroiditis bis zur serösen Ablatio retinae
sowie Dalen-Fuchs-Knötchen im Rahmen der posterioren Beteiligung. Die Diagnose der
SO basiert im Allgemeinen auf dem
klinischen Bild und wird durch bildgebende Verfahren unterstützt. Diese umfassen
vor allem die Fluorescein- und Indocyaningrünangiografie, die zunehmend durch nicht
invasive Verfahren wie die optische Kohärenztomografie ergänzt werden. Sie können
wichtige Hinweise zur Einschätzung des Schweregrades und differenzialdiagnostischen
Abgrenzung sowie zum Monitoring der Therapie beitragen. In die Differenzialdiagnose
müssen u. a. das Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom, die okuläre Sarkoidose und die seltene
phakoanaphylaktische Endophthalmitis einbezogen werden. Als Therapie wird eine sofortige
systemische Hochdosiskortisontherapie eingesetzt. Der Krankheitsverlauf ist häufig
rezidivierend schubförmig bis chronisch progressiv. Immunmodulatoren wie Ciclosporin
A, Azathioprin, Cyclophosphamid, Mycophenolat-Mofetil sowie Biologika kommen zunehmend
zum Einsatz und haben zur deutlich besseren Prognose der Erkrankung beigetragen.
Schlussfolgerung Die SO bleibt ein bedrohliches Krankheitsbild, das diagnostische und therapeutische
Herausforderungen stellt. Sie kann posttraumatisch, aber auch bei jedem intraokularen
Eingriff ausgelöst werden. Dies ist bei der Indikationsstellung ophthalmologischer
Operationen, insbesondere bei Augen mit fehlender Visusprognose, zu berücksichtigen.
Schlüsselwörter
Autoimmunerkrankung - Dalen-Fuchs-Knötchen - granulomatöse Uveitis - intraokulare
Entzündungen - Trauma - sympathische Ophthalmie