Gastroenterologie up2date 2021; 17(01): 87-98
DOI: 10.1055/a-1272-9828
Darm/Anorektum

Obstipation: Rationale Diagnostik und Therapie

Christian Pehl

Chronische Obstipation ist für die Patienten mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität verbunden – für die Behandler ist sie aufgrund der verschiedenen Formen und Ursachen oft eine Herausforderung. Dieser Beitrag stellt rationale Stufenkonzepte für die Diagnostik und Therapie der chronischen Obstipation vor. Dabei gehört die Spezialdiagnostik in die Hand eines erfahrenen Beckenbodenzentrums.

Kernaussagen
  • Eine chronische Obstipation ist definiert entweder durch eine niedrige Stuhlfrequenz (< 3 spontane Entleerungen pro Woche) oder subjektiv unbefriedigende Stuhlentleerungen (> 25% der spontanen Entleerungen) über einen Zeitraum von mehr als 3 Monaten.

  • Die Prävalenz der chronischen Obstipation beträgt ca. 15% und nimmt mit steigendem Lebensalter stark zu.

  • Medikamentös induzierte Obstipationsformen sowie ein Kolonkarzinom bei Alarmsymptomen sind stets auszuschließen.

  • Die Basisdiagnostik mit Anamnese, abdomineller und rektaler Untersuchung, Ultraschall und ggf. Proktoskopie kann bei therapierefraktären Patienten um die anorektale Manometrie, die (MR-)Defäkografie sowie die Kolontransitzeit-Messung ergänzt werden.

  • Therapeutisch empfiehlt sich die Orientierung am Algorithmus der deutschen S2k-Leitlinie, die unterschiedliche Empfehlungen für Patienten mit und ohne Entleerungsstörung bereithält.

  • Das Stufenschema bei Obstipation mit vorherrschender Entleerungsstörung gliedert sich in: rektale Entleerungshilfen → Laxanzien ± Suppositorien, Klysmen → Spezialtherapien (Biofeedback, Botox-Injektion, Operation).

  • Das Stufenschema der Obstipation ohne vorherrschende Entleerungsstörung gliedert sich in: Laxanzien (osmotisch und/oder stimulierend) → Prucaloprid, bei OIC PAMORA → Kombinationstherapie und Sondertherapien → Operation (subtotale Kolektomie).

  • Vor jedem operativen Eingriff bei chronischer Obstipation muss eine umfassende Diagnostik in einer spezialisierten Einheit (Beckenbodenzentrum) erfolgen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
08. März 2021

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  • Literatur

  • 1 Andresen V, Enck P, Frieling T. et al. S2k-Leitlinie Chronische Obstipation: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Z Gastroenterol 2013; 51: 651-672
  • 2 Wald A, Scarpignato C, Kamm MA. et al. The burden of constipation on quality of life: results of a multinational survey. Aliment Pharmacol Ther 2007; 26: 227-236
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  • 4 Enck P, Leinert J, Smid M. et al. Functional constipation and constipation-predominant irritable bowel syndrome in the general population: Data from the GECCO study. Gastroenterol Res Pract 2016; 2016: 3186016
  • 5 Johanson JF, Kralstein J. Chronic constipation: a survey of the patient perspective. Aliment Pharmacol Ther 2007; 25: 599-608
  • 6 Müller-Lissner S, Pehl C. Laxantiengebrauch und Zufriedenheit chronisch obstipierter Frauen – eine Umfrage bei Patientinnen und Gastroenterologen in Deutschland. Z Gastroenterol 2012; 50: 573-577