Z Gastroenterol 2020; 58(11): 1137-1138
DOI: 10.1055/a-1291-8843
Mitteilungen der DGVS

Rahel Hirsch (1870–1953), erste Medizinprofessorin in Deutschland – Erinnerung

Es war eine eindrückliche und würdige Gedenkstunde, als auf dem Gelände der Berliner Charité am 15. September 2020 an Rahel Hirsch und ihren Lebensweg erinnert wurde. Anlass war ihr 150. Geburtstag. Dort in der Charité war sie bei Friedrich Kraus in der II. Medizinischen Klinik seit 1903 als „außeretatmäßige“ Assistenzärztin neben Kollegen wie Gustav von Bergmann, Friedrich Nicolai, Georg Zülzer und Theodor Brugsch tätig. Dort in der Charité hatte sie 1906 in Tier- und Selbstversuchen erstmals für den Menschen gezeigt, dass ungelöste Partikel (zum Beispiel Stärkekörner) vom Dünndarm aufgenommen werden. Zudem konnte sie erstmals nachweisen, dass diese Teilchen renal unverändert eliminiert werden können – ein Phänomen, das erst sechs Jahrzehnte später als „Hirsch-Effekt“ in die Fachliteratur Eingang fand. Dass oral applizierte korpuskuläre Substanzen mit einer Partikelgröße um 75 μm intestinal aufgenommen und über die Niere ausgeschieden werden, widersprach der damaligen Lehrmeinung. Rahel Hirsch blieb in jener Zeit die Anerkennung ihrer Forschungsergebnisse versagt, obwohl der ungarische Physiologe Fritz Verzár wenige Jahre später ihre Beobachtungen bestätigte.



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16 November 2020

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