Transfusionsmedizin 2021; 11(01): 25-31
DOI: 10.1055/a-1309-7275
Übersicht

COVID-19 aus Sicht der Hämatologie und Hämostaseologie

COVID-19 in Haematology and Haemostaseology
Karsten Spiekermann
1   Medizinische Klinik und Poliklinik III des LMU-Klinikums Großhadern, München
,
Marion Subklewe
1   Medizinische Klinik und Poliklinik III des LMU-Klinikums Großhadern, München
,
Martin Hildebrandt
2   Abteilung für Transfusionsmedizin, Zelltherapeutika und Hämostaseologie des LMU-Klinikums Großhadern, München
,
Andreas Humpe
2   Abteilung für Transfusionsmedizin, Zelltherapeutika und Hämostaseologie des LMU-Klinikums Großhadern, München
,
Michael von Bergwelt-Baildon
1   Medizinische Klinik und Poliklinik III des LMU-Klinikums Großhadern, München
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Zusammenfassung

Die Infektion mit SARS-CoV-2 führt zu einer Reihe von Pathologien im hämatopoetischen System, die die klinische Symptomatik und die Mortalität erheblich beeinflussen. Auch kommt es durch die Aktivierung des Gerinnungssystems zu einer deutlich erhöhten Inzidenz an Thromboembolien. Der Beitrag stellt Pathomechanismen, relevante diagnostische Parameter und den aktuellen Stand zur passiven Immunisierung durch Rekonvaleszentenplasma vor.

Abstract

Infection with SARS-CoV-2 leads to a number of pathologies in the haematopoietic system, which have a significant impact on clinical symptoms and mortality. Activation of the coagulation system also leads to a significantly increased incidence of thromboembolism. The article presents pathomechanisms, relevant diagnostic parameters and the current status of passive immunisation through convalescent plasma.

Kernaussagen
  • Die Infektion mit SARS-CoV-2 führt zu typischen Laborveränderungen, wie z. B. Erhöhung der Leukozyten, D-Dimere und des CRP/IL-6 sowie des Ferritins, Verlängerung der aPTT, Lymphopenie und milde Thrombozytopenie. Einige dieser Parameter wie IL-6 und D-Dimere haben prognostische Bedeutung in Bezug auf den Schweregrad der Infektion und die Mortalität.

  • Eine in der 3. Krankheitsphase auftretende hyperinflammatorische Reaktion äußert sich klinisch mit Zeichen des Organversagens wie ARDS oder Schock. Pathophysiologisch spielen die Aktivierung von T-Zellen und Monozyten/Makrophagen sowie die Ausschüttung von Zytokinen wie IL-6 eine wichtige Rolle. Hier setzen auch therapeutische Ansätze wie der IL-6-Rezeptor-Antikörper Tocilizumab an.

  • Die durch SARS-CoV-2 induzierte primär plasmatische Koagulopathie wie auch die Endotheliitis führen zu einer Thromboseneigung vor allem in der venösen Strombahn. Eine konsequente Diagnostik, intensivierte Thromboseprophylaxe bei Risikopatienten sowie die Therapie thromboembolischer Ereignisse werden empfohlen, um die Mortalität zu reduzieren.

  • In Analogie zu anderen Virusinfektionen gibt es Ansätze der passiven Immunisierung durch Rekonvaleszentenplasma (RKP). Die Gabe von RKP hat in ersten unkontrollierten Fallserien vielversprechende Effekte gezeigt und wird aktuell in klinischen Studien weltweit auf ihre therapeutische Wirksamkeit untersucht.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
17. Februar 2021

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