Allgemeine Homöopathische Zeitung 2021; 266(02): 3
DOI: 10.1055/a-1335-8330
Editorial

Augenheilkunde – ein blinder Fleck in der Homöopathie?

Daniela Albrecht

Das Thema Augenerkrankungen betrifft eine Vielzahl unserer Patienten mit Einschränkungen ihres Alltags und Wohlbefindens. Besonders Erkrankungen der innen liegenden Augenstrukturen werden vom Patienten, aber auch von uns Ärzten sehr isoliert betrachtet, obwohl sie meistens ein Symptom der chronischen Erkrankung sind. Die Augenheilkunde als kleine, aber überaus spezialisierte medizinische Disziplin nimmt eine gewisse Sonderstellung ein, was an unterschiedlichen Sachverhalten deutlich wird, wie z. B. am allgemeinen Bereitschaftsdienst, an dem der Augenarzt nicht immer teilnimmt, sondern einen fachspezifischen, eigenen Notdienst anbietet. Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen ist es oft schwierig, ohne eine gewisse gerätetechnische Ausrüstung zu einer sicheren Einschätzung der Schwere der Erkrankung zu gelangen, sodass eine fachärztliche Vorstellung zeitnah notwendig ist. Viele Augenerkrankungen bleiben dann komplett in den Händen des Facharztes, und selten findet ein fachlicher Austausch über die Behandlung statt. Auch in meinen Patientenakten konnte ich nur eine geringe Anzahl an homöopathisch behandelten Patienten mit chronischen Augenerkrankungen finden. Umso erfreulicher, dass es einige homöopathisch arbeitende Augenärzte gibt, die uns in diesem Heft Wissenswertes über ihre homöopathischen Behandlungen berichten.

So lässt uns Claudia Rehfueß an ihren sehr erfolgreichen und beeindruckenden Behandlungen der Makuladegeneration teilhaben. Neben der interessanten Auswahl der zum Mittel führenden Symptome ist es ebenso spannend zu erfahren, dass ein beachtliches wirtschaftliches Einsparpotenzial in der homöopathischen Behandlung dieser kostenintensiven Erkrankung liegt. Wie gut die Augenheilkunde auch in der Klinik angewendet werden kann, erfahren wir aus dem Artikel von Jörg Hildebrandt. Trotz der oft nur kurzen Kontaktzeit und der für die Patienten vermutlich eher unerwarteten Therapie zeigen sich auch dort spannende Anwendungsmöglichkeiten und beachtenswerte Erfolge. Dass Sehstörungen auch massiver Art eine psychogene Ursache haben können, überrascht uns sicher nicht, aber die daraus resultierende seltene Mittelwahl in diesem Fall ist im Artikel von Christian Schuldt sehr lesenswert.

Ein weiterer praxisnaher Artikel kommt von der pulmologisch tätigen Kollegin Anke Scheifler, die uns zusammen mit ihrer Co-Autorin Claudia Wein die Möglichkeit gibt, ein seltenes Mittel, Mytilus edulis pearl, besser kennenzulernen. Sie wendet die Empfindungsmethode von Dr. Divya Chhabra an und lässt uns an der daraus resultierenden Anamnesetechnik und Mittelwahl teilhaben.

Sicher nicht allen Lesern ist bekannt, dass es ein neues Musterkursbuch für die A – F-Kurse gibt. In einem Übersichtsartikel beschreibt Alexandra Schulze-Rohr den neuen Inhalt, die Vorteile und ihre Erfahrungen mit einem neuen, praxisorientierten A-Kurs. So geht auch in Sachen Weiterbildung vieles voran und macht die Homöopathie bereit für die Ansprüche der neuen Generation von Ärzten. Auch wenn aus vielen Ärztekammern die Homöopathie ihren Platz unter den Zusatzbezeichnungen verloren hat, so macht doch der Einzug einiger sehr engagierter Kollegen in die Kammerversammlungen Mut, dass sich daran in Zukunft wieder etwas ändern wird. So war die „Integrative Liste“ in Niedersachsen erfolgreich und stellt nun zwei neue Kammermitglieder, die für unsere Belange einstehen. An dieser Stelle herzlichen Glückwunsch an die erfolgreichen und engagierten Kolleginnen. Hoffentlich folgen noch weitere Kollegen in anderen Landesärztekammern. Schreiben Sie uns aus Ihren Landesverbänden Ihre Erfahrungen und Erfolge zum Erhalt der Zusatzbezeichnung. Jeder kleine Schritt zählt, und nur wenn wir uns davon berichten, können wir alle profitieren.

Ich hoffe, ich konnte Sie für das vorliegende Heft begeistern, und Sie haben viel Spaß beim Lesen und Lernen. Damit auch das nicht zu kurz kommt, gibt es am Ende wieder einen Diplom-Punktetest. Viel Erfolg beim Lösen und Beantworten der Fragen im Internet.

Daniela Albrecht



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Article published online:
17 March 2021

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